Poch. Klopfen, es hämmerte an der Tür. Poch. Jart öffnete die Augen. Poch. Er spürte seinen Herzschlag. Er übertönte das Klopfen an der Tür. Poch. Es war dunkel in seinem Schlafzimmer. Er wusste, dass er allein war. Wie jede Nacht. Sein Schlafraum war der kleinste, aber dafür seiner. Er liebte die Einsamkeit. Doch in diesem Moment sehnte er sich nach seiner Mutter.
Poch. Bald würde die Tür nachgeben. Jart spürte Angst, etwas versuchte in sein Zimmer einzudringen. Etwas hatte sich bereits durch die Schlafräume seiner Familie gewühlt. Er konnte es spüren, sie waren nicht mehr bei ihm. Um ihn herum herrschte Finsternis; Jart konnte nicht das Geringste sehen. Gelähmt vor Angst, starrte er in die Richtung, aus der das Hämmern kam. Bald würde es vorbei sein. Er sah bereits, wie sich bei jedem Schlag Lichtstrahlen durch die entstandenen Spalten zwängten. Das Licht bildete einen Rahmen um einen dunklen Durchgang und Jart wollte nicht wissen, wohin dieser führte.
Dann sprang die Tür auf und grelles Licht blendete den kleinen Twi’Lek.
In diesem grellen Schein zeichnete sich eine hünenhafte Silhouette ab. Twi’Leks waren oft nicht größer als Menschen, dieses Ding war so hoch und so breit wie die Tür. Eine Gestalt verborgen unter einem ausfallenden Kapuzenumhang kam auf ihn zu. Unter der Kapuze konnte Jart ein rötliches Glimmen erkennen. Jarts Herz stockte für einen kurzen Augenblick, als der Eindringling sein Bett erreicht hatte.
Sie sahen sich schweigend an. Jart wusste, dass dieser Hüne sein Herz schlagen hören konnte. Sein Atem ging schnell und er verkrampfte seine Finger in seine Matratze.
Etwas bewegte sich hinter dem Hünen, aber Jart war wie paralysiert und konnte den Blick nicht von dem Fremden nehmen. Sekunden erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Dann erkannte Jart das rote Leuchten eines Lichtschwertes, er sah den Schweif den es zog, als es sich auf ihn zu bewegte und die vollendete Bewegung, als der Sith das Schwert zur Seite schwang und Jart spürte, wie er an seinem Körper vorbei glitt. Dann herrschte erneut Dunkelheit.
Panik überkam ihn und mit einem lauten Aufschrei schreckte er hoch. Es war immer noch dunkel. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte er zu sehen, er suchte Licht, dass durch die Tür drang. Aber er sah nur Dunkelheit und einige funkelnde Punkte weit weg von ihm. Jart wollte aufspringen und laufen. Er schrie so laut, dass es ihm selbst in den Ohren wehtat. Er schrie bis ihm die Lunge drohte zu bersten und ihm die Luft ausging.
Er konnte nicht aufstehen. Etwas hielt ihn am Boden und zerrte ihn zurück. Jart hatte Angst davor, zurück in die Kälte und die Finsternis gezogen zu werden. Er wehrte sich mit aller Kraft dagegen, aber er war zu schwach. Sein Kampf endete und er glitt nach hinten.
Er lag weich, dies musste bedeuten, dass alles nur ein Traum gewesen war und er bestimmt wieder in seinem Bett und auf seiner weichen Matratze lag. Im nächsten Augenblick würde seine Mutter hereingestürzt kommen und ihn fragen, ob er schlecht geträumt hatte. Dann würde sich Jart an ihre Brust schmiegen, ihren Herzschlag hören und ihren Duft einatmen.
Seine Mutter verstand es, ihm beruhigende Worte zuzuflüstern. Worte, die manchmal nicht dazu passten, was er geträumt hatte. Aber sie hatten diese Wirkung auf ihn, sie waren vertraut. Manchmal Worte aus einem Lied, dass er gerne mochte, manchmal auch nur das gute Zureden, die Nacht würde vorbei gehen und am nächsten Morgen wären alle bösen Träume im Nichts verschwunden.
Aber sie kam nicht. Jart lag mit rasendem Herzen da und starrte in den Nachthimmel. Sterne funkelten ihn an und ihm wurde bewusst, dass er nicht in seinem Schlafzimmer war. Wieder wollte er aufspringen, aber er wurde immer noch am Boden festgehalten.
„Hey, ganz ruhig Kleiner.“
Die Stimme die zu Jart sprach, war eindeutig weiblich, aber er kannte sie nicht. Sie war ihm nicht vertraut; aber auf seltsame Art und Weise beruhigte sie ihn trotzdem.
„Bleib liegen, du brauchst die Ruhe. Das war ziemlich knapp, ich hatte schon befürchtet, dass du nicht wieder aufwachst.“
Jart versuchte sich umzusehen, als sie sich über ihn beugte.
Sie lächelte freundlich, um ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben: „Keine Angst, dir passiert nichts.“
Sie war eine Rutian, etwas älter als er selbst. Ihre blauen Augen hatten viel gesehen, das erkannte er an ihrem unruhigen Blick. Aber sie waren freundlich.
Jart versuchte zurück zu lächeln, was ihm wohl nicht recht gelingen wollte. Aber es reichte, dass die Twi’Lek Frau ihn nun losließ und um ihn herum ging.
„Mein Name ist Thazy’ria. Ich bin auf Ryloth noch nicht so lange unterwegs, aber bei meiner Erkundungstour habe ich dich entdeckt, als du gerade gegen diese Dinger gekämpft hast. Als ich dann schließlich bei dir war, warst du gerade dabei, im See zu ertrinken. Ich konnte dich gerade noch herausholen und mit dir auf die andere Seite schwimmen, weg von diesen Dingern. Was hast du dir nur dabei gedacht, die waren nicht nur stärker als du, sondern auch noch in der Überzahl.“ Sie strich ihm über den Kopf und schüttelte dabei sacht mit dem Kopf. Ihr Blick hatte etwas Tadelndes an sich. „Anschließend in den See zu springen, war nicht gerade die beste Idee, kannst du überhaupt schwimmen?“, in ihrer Stimme lag eine leichte Besorgnis.
Jart konnte ihr nicht ganz folgen.
„Ich habe gegen Monster gekämpft?“, Jarts Hals fühlte sich trocken und gereizt an. Er hatte Mühe zu sprechen und musste auch sofort husten. Thazy’ria bot ihm eine Wasserflasche an.
Jart nahm sie dankend entgegen und leerte sie beinahe mit einem Zug. Er hatte einen unglaublichen Durst.
„Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was passiert ist. Ich erinnere mich nur an Dunkelheit. Und… und Schüsse!“, in diesem Moment kehrten Jarts Erinnerungen zurück und er senkte den Kopf.
„Da waren diese Piraten, sie töteten die meisten von uns und die Frauen und Kinder haben sie mitgenommen. Ich konnte fliehen…“, Jart schluchzte.
„Ich habe es gesehen…“ meinte Thazy’ria nun wesentlich ernster. „Der Weg durch die Hügellandschaft hat mich an den Leichen vorbeigeführt, es wimmelt dort nur so von diesen Bestien, gegen die du versucht hast zu kämpfen- und es stinkt nach Verrat, ich konnte es spüren.“
Jart starrte nur auf den Boden. Er hatte noch gar keine Zeit gehabt, über diesen schrecklichen Angriff nachzudenken. Erst jetzt, nachdem seine Erinnerungen mit all den schrecklichen Bildern zurückkehrten, spürte er das Entsetzen in seiner vollen Wucht: Den Schmerz und die Trauer. Er begann zu weinen. Schluchzend und Wimmernd kippte er nach vorne und drückte sein Gesicht in den Dreck.
Er ließ allen Schmerz raus, trommelte mit den Fäusten auf den Boden und wehrte sich schließlich nicht, als Thazy’ria ihn in ihre Arme schloss und an sich drückte.
Noch lange schluchzend, schmiegte sich Jart an ihre Brust. Und so verging die Nacht in einem Meer aus Tränen und mitfühlendem Schweigen.
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