Stimmung
Natascha saß hinter ihrem Schreibtisch und hatte die Hände vor ihrem Gesicht verschränkt. Ihre Augen ruhten auf dem hochgewachsenen, dürren Mann, der in ihrem Büro stand und jede Aufforderung sich zu setzen konsequent ignorierte. „Ich sagte ihnen bereits das sie dazu angehalten werden das Projekt 37 herauszugeben.“ Die Stimme war leicht blechern, was wohl an dem Stimmmodulator lag den dieser Glatzkopf trug. Wahrscheinlich hätte man ihn sonst unter der Atemmaske auch gar nicht verstanden.
Der Mantel mit dem er bekleidet war verdeckte die technischen Apparaturen, die wichtige Teile seines fleischlichen Körpers ersetzten. Sie wusste allerdings das dieser Ingenieur der Leere mehr Maschine denn Mensch war. Die meisten Agenten der Iteration X waren Cyborgs und Roboter, genau wie die Stammväter meistens das Fleisch als Schwach und das Metall als stark betrachteten. „Erklären sie mir doch noch einmal genau, wieso sich ihre Methodologie für ein Projekt der Stammväter interessiert. Ich dachte immer sie verlassen sich lieber auf Roboter und Cyborgs.“ Der Agent der Ingenieure der Leere zuckte mit keinem Muskel, als er antwortete war nicht einmal eine ärgerliche Regung in der Stimme zu vernehmen, was wie Natascha feststellte, wohl auch an seinem Modulator lag, der keine Gefühlsregungen übertragen konnte. „Diese Frage ist irrelevant. Die Stammväter haben entschieden und ich bin nicht befugt das in Frage zu stellen. Sie ebenfalls nicht. Das Progrom muss eingehalten werden.“
Nataschas Augenbraue zuckte nach oben. „Moment. So einfach geht das nicht. Egal was die Stammväter sagen. Meine Abteilung arbeitet im Moment vollkommen autark, seitdem das erste Progrom in dieser Stadt nicht funktioniert hat, weil die Sowjetunion nicht mehr existiert ging die Wirtschaft hier kaputt und das hat dazu geführt das unsere Union keinen Einfluss mehr hat. Aber das wissen sie natürlich nicht, wenn man sich nicht mit dieser Welt, sondern mit anderen Dimensionen beschäftigt wundert mich so etwas nicht.“ Das Gesicht des Iteration X Abgesandten veränderte sich nur marginal, aber es gab eine Veränderung was selten genug vorkam. Das bedeutete entweder das er eigentlich keinen direkten Befehl der Stammväter hatte oder das er sich eben nichts von ihr sagen lassen wollte. Sie lies ihm auch keine weitere Entgegnung zu. „Ich bin die Stammmutter dieses Komplexes und deswegen allein schon untersteht dieses Labor zuerst einmal mir und nicht der Iteration X. Dies ist ein Konvent der Stammväter und sie sollten jetzt besser gehen! Projekt 37 bleibt bei uns.“
Natascha war aufgestanden, um dem Agenten endlich Aug in Aug gegenüber zu stehen, was sich allerdings als nicht praktikabel erwies, da sie einfach zwei Köpfe kleiner war. Der Abgesandte trat trotzdem zwei Schritte zurück. „Raus aus meinem Büro! Und auch raus aus meinem Labor! RAUS!“
Das letzte Wort war ein lauter Befehl, dem der andere Technomant sofort folge leistete. Natascha schaute ihm nach bis sich die Tür geschlossen hatte, bevor sie zufrieden lächelte und sich wieder an ihren Schreibtisch setzte. Das war ein schöner Sieg gewesen. Sollten die Ingenieure sich ein anderes Objekt suchen. Diese junge Frau würde den Stammvätern gehören und sie würden sie zu einer perfekten Waffe gegen die Verzerrung der Wirklichkeit formen. Alexej würde sich freuen, wenn sie ihm berichtete das er wieder einen neuen Auftrag bekommen würde. Diesmal würde es eine Venus sein.
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