Zum Inhalt

Zwischen Wahn und Sinn und blauem Meer – Bienen

I’m dreaming of a white Christmas , just like the ones I used to know, where the treetops glisten… fröhlich summend schlenderte er durch die belebten Straßen der Londoner Innenstadt. Überall um ihn herum leuchteten die Werbetafeln, glitzerten Weihnachtsbeleuchtung. Menschen liefen umher, gehetzt von einer Parfümerie zum nächsten Spielzeugladen. Kinderchöre sangen in hohen Tönen von der Ankunft Christus auf der Erde.

„Wenn sie nur die Wahrheit kennen würden. Ein Typ, der über das Wasser läuft? Das kann ich auch. Besser sogar, ich muss dazu keine abgetragenen Pantoffeln tragen“. Er grinste einem älteren Herrn ins Gesicht, der sich anschickte, Myar um eine Spende zu bitten. Er betrachtete den Mann. Er sah wahrscheinlich älter aus, als er wirklich war. Das Leben auf der Straße hatte ihn gezeichnet. Sein Gesicht war Wettergegerbt. Tiefe Falten lagen unter seinen Augen und ein weißer Vollbart lag bis über seien Brust schwer auf ihm. Dieser Mann brauchte kein Geld. Er brauchte Erlösung.

Es war nicht mehr sehr weit, bis zu seiner Wohnung. Die kurze Verzögerung, als er panisch nach einem Notarzt rief, hatte ihm Spaß bereitet. Seine Stimmung war gut. Er hatte eine arme Seele gerettet. Es war ein Schlaganfall, so etwas passierte in dem Alter nun mal. Es war wieder Zeit, sich um die Lektüre seiner Wohnung zu widmen.

Die beiden Personen, die zwischen zwei Autos auf Stühlen saßen und sich unterhielten, waren bereits eine geraume Zeit, damit beschäftigt gewesen, sich gegenseitig zu behaken. Es war die richtige Idee gewesen, Alice zu sich nach Hause einzuladen, der Weg durch London hatte viel mehr Spaß gemacht, da er den beiden lauschen konnte.

Noch während er die Stufen zu seiner Wohnung, im gesicherten Stadtteil der Hauptstadt des vereinten Königreichs empor stieg, konnte er hören, wie mit einem Summen die Verriegelung an der Tür geöffnet wurde. Sie wusste, dass er heim kam. Heim zu ihr und seinen Gästen.

„Sag Myar, er ist ein schlechter Gastgeber.“ Alice Stimme hallte in den Flur. Er schüttelte den Kopf und schaute zuerst nach, ob sich noch Pizza in dem offenen Karton befand.

„Ich weiß gar nicht, was ihr habt? Ihr seid gut verpflegt worden und hattet es schön warm.“, ohne eine weitere Begrüßung, schloss er die Tür hinter sich und ging auf die Pizza Schachtel zu.

Pelleks und Alice beachteten ihn nur kurz. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, sich ihrem Gespräch weiter hinzugeben. Alice fuhr gerade Pelleks an:“ Kannst du mal aufhören in Selbstmitleid zu zerfließen und ein bisschen Selbstachtung entwickeln?! Niemand hat gesagt, dass du nur ein Auftrag bist. Du bist einer von uns und du bist mein Freund!“

Er hat es wenigstens erkannt, welchen Wert er gerade darstellt. Doch das sagen wir ihm jetzt besser nicht.

„Richtig.“ Seine Schuhe in gegenüberliegende Zimmerecken pfeffernd, ging er auf die Küche zu. „Es wäre zumindest der günstigste Fall.“ Vervollständigte er mit einem Grinsen seine Antwort und verschwand wieder in der Küche. Er wartete auf die bald kommende Frage. Und sie kam: „Was heißt denn, der günstigste Fall?“ Alice wirkte perplex. Er grinste, schnappte sich eine Cola Dose und verließ die Küche wieder, genussvoll ein paar Schluck der braunen Brause trinkend.

„Naja, dann muss ich ihn wenigstens nicht töten.“, mit den Schultern zuckend, lässt er diesen Gedanken im Raum stehen.

„Wie Max!“, der kleine Mann auf dem Klappbett schaut vielsagend zu Alice. „Der hätte das Gleiche gesagt.“

Myar überließ die beiden wieder sich selbst. Genussvoll kauend ließ er sich auf seinen Ledersessel fallen und legte die Füße hoch.

Sie Planen einen Komplott. Sieh dir ihre Gesichter an. Diese Augen. Töte sie.

Er sah auf. Mit leichter Enttäuschung musste er feststellen, dass sich Pelleks und Alice über den Text auf Pelleks Handybildschirm unterhielten und immer wieder Seitenblicke zu Myar warfen. Was auch immer sie vorhatten, es gefiel ihm nicht.

„Pelleks bleibt wo er ist“, die beiden machen Anstalten, sich vom Bett fort zu bewegen. „Er darf nicht mit in die Küche?“ Blondchen verschränkte die Arme vor der Brust. Pelleks sah ihn finster an.

„Cola ist alle, macht euch also keine Mühe. Ich rufe gleich den Lieferservice an.“

„Was ist mit meiner Privatsphäre?“

„Wenn du so was haben willst, geh scheißen. Das will ich nicht sehen.“

Pelleks empörte Blicke ließen Myar kurz grinsen. Es war nur ein Zucken seiner Mundwinkel. Dann starrte dem Pärchen auf dem klapprigen Bett wieder eine steinerne Maske auch Gleichgültigkeit entgegen.

Pelleks sprang mit wütendem Blick auf und deutete Alice an, ihm zu folgen. Beide erstarten, als der Lauf einer Pistole auf Pelleks gerichtet wurde. Sie sahen sich an. Myars Miene versteinert, Pelleks bebte vor Wut. „Pelleks, lass es lieber…“ Dann löste sich der Schuss. Pelleks war im Begriff gewesen, den Zirkelvorsteher anzugreifen, ungeachtet dessen, dass Alice ihn ergreifen und davon abhalten wollte. Der Schuss streifte seinen Arm. Ein zweiter sollte sich nicht mehr lösen.

„Verdammt.“ Murmelte er, als die Klinge eines Katanas durch Pelleks Brust ragte. Es vergingen ewig andauernde Sekunden. Pelleks löste sich von der Klinge und sank zu Boden.

Sie hat ihn getötet! Hier! Tu was, sie ist eine Verräterin. Blas ihr das Hirn aus dem Schädel. Hack ihr alle Gliedmaßen ab. Vergewaltige die Schlampe und wirf sie in die Themse, an einem Ort, an dem die Bienen sie nicht mehr erreichen!

Er sah Alice in die Augen. Sie waren dunkelgrün. Es war nicht sie, nicht die Alice, die vor wenigen Sekunden noch verhindern wollte, dass Pelleks etwas Dummes unternimmt. Sie hatte ihn zurück gerufen. Aber sie war zu spät gewesen. Jetzt war er weg. Myar sah aus den Augenwinkeln, wie helle Lichtpunkte durch den Raum schwebten, Pelleks Körper war auf dem Weg.

Wut entbrannte in ihm. Er wusste nicht, ob er sich oder die Person vor ihm hassen sollte. Sie hatte dafür gesorgt, dass Pelleks entkommen konnte. Sie hatte ihn getötet und nun trugen die Bienen ihn davon. Sie war die Verräterin. Das Anima entlud sich in einem gewaltigen Blitzgewitter. In dem Moment, in dem sie es in der Luft gespürt hatte, wechselte Alice wieder ihre Augenfarbe. Im schwachen Licht der Halogenlampen leuchteten sie in einem hellen grün, sie wollte sich schützen, er spürte den Widerstand. Dann fiel sie. Er wusste, dass sie keine Schmerzen spürte, es ging zu schnell. Ihr Körper zuckte unter der Einwirkung der enormen Elektrizität.

„Abby, hast du sie alarmiert?“, verschiedene Lichter leuchteten auf dem Schreibtisch auf. Die Nachrichten waren verschickt worden, als Pelleks fiel. Er nickte anerkennend. „Gut gemacht. Mal sehen, wer sich zuerst Blicken lässt, oder auf Position ist.“

Er sah wieder auf den zuckenden Körper vor seinen Füßen herab. „Sie wird eine Weile hier bleiben müssen, schätze ich.“

Es wurde kalt um ihn herum, als sich Alice Körper in die Luft erhob und langsam durch den Raum schwebte, um dann auf dem Klappbett wieder abzusinken. Mit geübten Handgriffen, sah er sie wenige Minuten später mit allen Vieren von sich gestreckt gefesselt auf dem Bett liegen.

Sie wird Qualen erleiden, habe ich Recht? Sei kein Arsch. Tu es jetzt!

Schmerzhaft brach sein Finger, als er mit der Faust gegen die Wand donnerte.

„Halt dich daraus! Wir haben wichtigeres zu tun!“, ohne darauf zu achten, wie die kleinen Bienen seinen Knochen wieder flickten, lief er zu seinem Schreibtisch und schaute auf die Nachricht, die alle Mitglieder des Zirkels erhalten hatten:

Subjekt entkommen. Sofortige Überwachung sämtlicher Animaquellen um London. Sperrung der Straßen. Zielperson ist lebend abzuliefern. Höchste Sicherheitsstufe, Pelleks ist als gefährlich einzustufen. Jedes Mittel zur Betäubung ist erlaubt. Seine Verhaftung hat oberste Priorität.

„Na dann… lasst die Jagd wieder beginnen.“, seufzend knallte er die Tür hinter sich zu.

Published inFanfictions

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert