„Ihr habt es gehört, sattelt die Pferde!“, flog die Stimme über das Lager und sofort war alles in Aufbruchstimmung. Die Kettenhemden schepperten, das Pferdegeschirr und die Klingen klapperten – kurz darauf war die Gruppe hoch zu Ross unterwegs. Die elf Ritter scherten sich nicht um die nächtlichen Blicke der Anwohner, die meisten sahen es – wie so oft – als eine Parade von Schaustellern an. Niemand konnte ahnen das die Klingen geschärft und die Rüstungen echt waren. Niemand?
Cuervo drehte den kleinen Zettel zwischen den Fingern, während er mit einem Ohr der Debatte im Sitzungsraum lauschte. Durch die aktuelle Lage der Brujah war es nun schwer einen neuen Vertreter des Clanes zu finden.
Eine Runde Tafel aus dem Land der Königin ist auf dem Weg., Cuervo schüttelte leicht den Kopf, diese Botschaft war so offensichtlich… aber nicht jeder Informant konnte ein Malkavianer sein.
Mark Thorne stand auf und schüttelte mit dem Kopf, hob die Hände: „Schluss jetzt!“
Doch die Debatte endete nicht, Amalia fuhr gerade Firewall an, die Nosferatu hatte sich mit Wynn in den Haaren. Schuldzuweisungen und Egoismus standen an der Tagesordnung. Wer war verantwortlich dafür, dass die Brujah überhaupt angegriffen haben, warum war niemand informiert. Und: Sollte man die Brujah nicht besser verschwinden lassen, als ihnen wieder eine Stimme im Rat zu geben. Das wiederum könnte die Anarchen auf den Plan rufen. Es war eine Endlosdiskussion. Mark legte die Hände auf den Tisch und schaute zu dem leeren Platz. nicht nur, dass die Brujah derzeit keinen Primogen hatten, die Gangrel waren auchnoch geschlossen aus der Camarilla ausgetreten – Weltweit.
Cuervo bemerkte mit einem kühlen Lächeln, dass der Ventrue vollends ignoriert wurde. Dann erschien auch endlich die Person im Raum, weswegen er eigentlich hier war: Razorclaw.
Er räusperte sich und die Streithähne verstummten sofort. Mit einem zufriedenem Lächeln begann Razorclaw zu sprechen: „Meine Damen und Herren…“
„Wer hat den eingeladen?“, protestierte Mark sofort. Amalia hob beruhigend eine Hand: „Lasst ihn vortragen was er zu sagen hat.“
Razorclaw lächelte: „Ihr müsst der Primogen der Ventrue sein.“ Mark setzte sich wieder hin und fixierte den Gast misstrauisch mit den Augen.
„Nun, ehe das Gespräch in Gulasch endet, möchte ich etwas dazu sagen. Seit je her haben die Clans von sich aus einen Vertreter gestellt. Es ist mir kein Fall bekannt, wo der Prinz oder die übrigen Primogene darüber entschieden haben. Mir ist bewußt, dass mein Clan einen großen Fehltritt gemacht hat und ich kann mich nichtmal für jeden Einzelnen entschuldigen.“ Razorclaw suchte gezielt Blickkontakt zu den Primogenen, als er Cuervo entdeckte deutete er eine Verneigung mit dem Kopf an. Dieser reagierte bloss mit einem Wimpernschlag, blieb aber weiterhin auf der Hut, wie es sich als Geißel gehörte.
„Dennoch sind wir gleichberechtigt, die Gangrel hatten trotz Unterzahl bis vor kurzem noch einen Platz hier im Rat, niemand zweifelt den Status der Malkavianer-Motorradgang an, die Tremere sind als Stützpfeiler der Camarilla noch bei uns trotz ehemaliger Unterstützung der Siemensforschung, das die Nosferatu weit mehr sind als je bekannt war ist Ihnen jetzt auch klar und wer sind die Ventrue, die einen Neonaten zum Primogen machen? Ehrlich, ich weiß nicht, wieviele Blaublütige es in der Stadt gibt, ich kenne keinen.“
Empörung trat auf die Gesichter der Primogene, nur Wynn war entspannt in dem Stuhl geblieben. Als Razorclaw seinen Blick bemerkte, lächelte er ihn freundlich an: „Die Toreador nehmen wohl als einzige eine neutrale Position in dem ganzen Spiel ein, aber vielleicht passt der Prinz auch einfach auf seine Lieblinge auf, nicht wahr?“
„Was wollt ihr damit bezwecken, Razorclaw?“, entgegnete Wynn nun. „Ihr macht euch wissentlich unbeliebt. Wenn ihr der neue Primogen der Brujah…“
Razorclaw machte eine abwehrende Handbewegung: „Nein, ich bin nicht hier um für mich selbst zu sprechen. Aber ich will einen Vorschlag machen.“
Mark hob eine Augenbraue: „Aha… na dann raus mit der Sprache.“
„Da die letzte Vertreterin der Brujah offensichtlich Fehler gemacht hat, würde ich ihre vehementeste Gegnerin einsetzen. Jetzt, nach diesem Desaster, hat sie viele Fürsprecher unter den Brujah, die ihr übrig gelassen habt.“, die letzten Worte gingen zur Nosferatu.
„Michelle.“, nannte Firewall das Kind beim Namen.
Schreibe den ersten Kommentar