Wieder die Ebene. Wieder der nasse Stein unter dem blutroten Mond. Immer noch die zerklüfteten Felsformationen und die Treppe die nach oben führte. Aber ich wollte nicht dort hoch. Mein Tier hatte Hunger. Es war nach dem Kampf mit Markus und Dero ausgehungert, wie kurz nachdem ich gepflockt worden war. Dort unten in den Katakomben unter der Kirche. Die Landschaft hatte sich verändert. Anstatt eine endlose Ebene zu sein waren überall Felsnadeln emporgeschossen. Der so entstehende Wald war unübersichtlich und über allem lag ein leises Rauschen, welches ich nicht einordnen konnte. Ich wusste nicht wieso ich hier war. Nach dem letzten Traum war ich nicht erpicht darauf meinem Biest wieder gegenüberzutreten. Zumal es diesmal seinen Hunger nicht würde stillen können.
„Wo bist du?“
Meine Frage hallte zwischen den Steinsäulen umher, ohne eine Antwort zu erhalten. Es würde kommen da war ich mir sicher. Es hatte mein Bewusstsein aus einem bestimmten Grund hier hinunter gezogen. Hinter mir knirschte ein Stein. Ich wirbelte herum, um stieß instinktiv die Klauen des Tiere zur Seite. Es hatte wieder meine Gestalt angenommen. Allerdings trug es nur noch eine zerrissene Hose und ein in Fetzten hängendes Hemd. Die Augen glühten rot und die Hände waren zu Gangrelkrallen geworden. Durch mein Manöver war es ein Stück an mir vorbeigestolpert, riss sich aber wieder herum und sprang erneut auf mich zu. Ich erinnerte mich an meine Judostunden, die bereits so lange zurücklagen. Das viele Fallen. Die harten Aufschläge. Die richtige Atemtechnik, obwohl ich nicht mehr atmen musste.
Die Krallen blitzten. Schnitten in Fleisch, zerteilten Knochen. Das Heulen schmetterte über die Ebene, durch den Steinwald und teilte den Himmel.
Die Bestie lag hinter mir. Ich hatte den Brustkorb aufgespießt. Hatte meine Klauen in sein Fleisch gerammt und seinen Schwung ausgenutzt, um es über mich hinwegzukatapultieren. Ich rollte mich zur Seite und entging den Klauen, welche den weichen Boden aufriessen. Blut quoll heraus. Ich kam wieder auf die Füße, die Bestie setzte nach, ich wehrte die Klauen ab. Drückte sie wieder und wieder zur Seite.
Ein Krächzen drang aus ihrem Mund und wieder warf sie sich auf mich.
Wieder drückte ich die Hände beiseite, aber diesmal packte sie meine Arme und schmetterte seine Füße in meinen Bauch. Keuchend ging ich zu Boden. Es hockte sich auf mich und hob bedrohlich die Klaue. Bereit zum zuschlagen. Doch anstatt mein Bewustsein auszuschalten grinste es.
„Wieso hast du nicht getrunken?“
zischte es. Daraufhin verzog sich auch mein Gesicht zu einem Grinsen.
„Selbstkontrolle!“
„Was?
„Ich habe dich mit Willenskraft und der Hilfe von Markus vertrieben. Es war so leicht.“
Es lachte. Ein kaltes grausames Lachen, welches die Steinstelen schmelzen lies. Blut überschwemmte die Ebene.
„Du bist ein Dummkopf. Was machst du, wenn er nicht mehr da ist?“
„Dich verprügeln, wenn es sein muss!“
rief ich laut und stieß es von mir herunter. Sprang hinterher und nagelte es am Boden fest.
„Du kannst mich nicht allein besiegen. Das habe ich dir doch schon gezeigt!“
„Ich habe dir das Gegenteil bewiesen meinst du wohl?“
„Nein hast du nicht. Du hast Hunger, genau wie ich und diesmal keinen Pflock der dir hilft. Bei der kleinsten Provokation, werde ich dich vernichten und trinken.“
„Nein!“
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