Von hier oben sah alles so friedlich aus, die Wolken sahen aus als würden sie aus etwas sehr weichem bestehen und die Muster konnte man von unten so nicht sehen. Meine Lider wurden langsam schwer, ich musste schon seit Stunden auf die Wolken unter uns gestarrt haben, es lullte einen richtig ein…
Ich war irgendwo zwischen Schlaf und wach, aber ich spürte das Ankh deutlich auf meiner Haut. Obwohl es leichter geworden war, fühlte es sich noch immer schwer an. Das war nichts materielles, es war die Bürde die ich jetzt mit mir herumtrug. Sie zog mich richtig herunter, bis ich auf dem Bauch lag. Ich wusste, dass ich träumte – das war ungewöhnlich. Meist wurde es mir – trotz dessen das meine Träume für gewöhnlich recht verrückt waren – der Unterschied zur Realität erst beim aufwachen bewußt… manchmal nichtmal dann. Ich spürte die leichten Erzitterungen des Flugzeugs, hervorgerufen durch Luftunterschiede. Nichts dramatisches, aber man konnte es halt spüren.
Dennoch lag ich dort in dieser Schwärze und der Boden wackelte. Ich konnte mich nicht aufstemmen, das Ankh hielt mich am Boden. Es war noch viel schwerer geworden und ich bekam die Kette so auch nicht über den Kopf gezogen, um mich von dem goldenen Schmuckstück zu befreien. Ich seufzte kurz, ehe mir etwas einfiel. Meine Hand wanderte zum Griff des Katanas, die Klinge war scharf genug um-
„AU!“, der Stiefel zerquetschte meine Hand. Den Zweiten spürte ich jetzt auf meinem Rücken. Es war gar nicht das Ankh, dass mich am Boden hielt – es war Ryuo. Er stand einfach auf meinem Brustkorb drauf. Nun beugte er sich herunter und nahm das Katana an sich, hielt mir die Klinge an den Hals. Der Boden bebte wieder und ich öffnete die Augen einen Spalt, war gefangen zwischen Realität und Traum. Irgendetwas stimmte nicht…
„Warum hast du mich aufgehalten?„, seine Stimme war ohne Emotionen, was ihn irgendwie noch gefährlicher machte – unberechenbarer.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass das funktioniert hätte?“, ächzte ich.
„Zerstören ist doch immer am leichtesten. Seinen Raum zu demolieren, das hätten wir gerade noch so hinbekommen.„, er klang enttäuscht, wie konnte ich glauben das wir zu schwach wären?
„Nur weil es… leicht ist, heißt das nicht… das es das richtige ist…“, sein Gewicht auf meinem Brustkorb machte mir das Atmen nicht besonders leicht.
„Sieh‘ es mal so, der Typ wäre jetzt keine Gefahr mehr für dich oder deine Freunde…„, er nahm das Katana von meinem Hals und steckte es zurück in die dazugehörige Scheide.
„Woher willst du das wissen? Ich habe keine Ahnung wie das Teil wirklich funktioniert – ob es SO überhaupt funktioniert. Vielleicht kann ich damit ja nur sehen, aber nichts ändern.“
„Wozu soll das gut sein?„, Ryuo nahm den Stiefel von meiner Hand und setzte ihn daneben ab: „Das soll das tolle Artefakt sein?“
Ich schüttelte meine Hand in der Hoffnung den Schmerz damit loszuwerden, was natürlich nicht klappte: „Unterschätze das nicht. Das ist ein Einblick in die Tiefen der Seele, viel tiefer noch als die Gedankenwelt – welche im Übrigen von trainierten Personen auch nur das hervorbringt was sie dir zeigen wollen…. bis ich noch mehr von der Gedankensphäre verstehe… ich bin mir sicher da geht noch mehr. ABER das Ankh versetzt uns in eine ganz andere Ebene… Wissen ist Macht. Ich muss es nicht zerstören um es sinnvoll nutzen zu können. Intakt verrät es mir viel mehr Geheimnisse.“
„Pfff, wenn du meinst… gib doch wenigstens zu, dass du ihn auch gerne platt gemacht hättest.„, endlich stieg er von mir herunter und ich konnte wieder durchatmen…. wenigstens ein bisschen. Das beklemmende Gefühl der Bürde war noch da.
Ich stemmte mich hoch und setzte mich auf den bebenden Boden. Meine Augen schlosse sich nun wieder ganz, ich konnte weiter träumen. „Nein, nicht nachdem was ich gesehen habe. Er ist keine kopflose Tötungsmaschine, den Fehler habe ich oft genug gemacht jemanden so einzuschätzen. Auch er hat eine Geschichte, Ziele, Motivation – und bisher hat er niemanden von uns getötet. Er sucht jemanden, ich weiß zwar nicht warum… aber ich hoffe einfach mal, dass das nichts mit uns zutun hat und er uns in Ruhe lässt.“
„Ziemlich naiv.„, Ryuo verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Willst du etwa warten, bis er jemanden tötet der dir wichtig ist? Dann ist es auch zu spät. Ich dachte Blaze soll sich nicht nochmal wiederholen?“
Ich knirschte mit den Zähnen: „Gah, das ist der Grund, warum du die Finger von der Gedankensphäre lassen solltest. Bleib du bei deinem Teil und ich bei meinem!“
Ryuo grinste, er wusste genau, dass das wehgetan hatte. Der Dreckskerl lernte zu manipulieren, wenn er nicht nur auf Zerstörung aus war, wurde er viel gefährlicher… ich musste aufpassen in welche Richtung wir uns bewegten. Ich konnte doch jetzt nicht schwach werden, bloß weil sich nun ein Artefakt unbestimmter Macht in unserem Besitz befand…
Ich machte es mir in meinem Traum gemütlich und fing an zu meditieren, dieses erdrückende Gefühl blockierte mich irgendwie… nach einiger Zeit merkte ich, dass es nicht nur das schlechte Gewissen war wegen etwas, dass ich letztlich gar nicht getan hatte – da war noch etwas anderes, dass von außen kam.
Ryuo wanderte die ganze Zeit vor mir auf und ab, bis er schließlich meinte: „Sie foltern ihn.“
Es war uns irgendwie sowieso klar gewesen, aber in dem Moment, wo er es aussprach war es nicht nur der Boden, der stark bebte, sondern auch mein Körper. Ein gleißender Schmerz riss mich aus dem Traum und Jasmin guckte in meine aufgerissenen Augen.
„Das war nur ein Luftloch, keine Angst, Teshi.“, sie versuchte aufmunternd zu schauen und ich war in diesem Moment froh, dass sie mich nicht anfasste. Mein Körper kribbelte unangenehm, als hätte ich in eine Steckdose gefasst.
Wir bringen diese Technokraten um.
Ohja!
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