Stimmung
Die Decke war nicht seine. Erstens war sie in seinem Schlafzimmer noch drei Zentimeter über seinem Gesicht und zweitens roch es irgendwie nach Sperrholz. Natürlich, er war ja auch gar nicht mehr zu Hause. Das war die Schublade in Lenas Wohnung. Mit einem Finger bewegte er die gut gehende Schublade nach draußen. Lautlos glitt er heraus und stand auf. Lena war bereits wach und hantierte in der Küche. Heute war also der Große Tag. heute würde er Sofia zur Frau nehmen. Im Wohnzimmer nahm er sich seinen Anzug vom Sofa, den er dort bereits gestern Morgen bereit gelegt hatte. Langsam zog er sich an, er hatte keine Eile, denn ein Blick auf die Uhr hatte ihm bereits verraten das er noch eine Stunde hatte bis er im Elysium sein musste.
„Orpheus bist du schon wach?“ erklang Lenas Stimme aus der Küche. „Jaa…machst du mir einen Kaffee?“ fragte, während er sich die Krawatte zum dritten Mal neu band. Heute waren seine Finger irgendwie zu dick für den Knoten. „Natürlich, ich habe schon damit gerechnet. Lena kam in Top und Jeans herein, die hatte sich noch nicht umgezogen, aber es war ja auch noch Zeit. Sie hielt einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand, den er ihr aus der Hand nahm und Lächelnd einen Schluck daraus nahm. „Wie siehst du denn aus? Dein Schlips ist totals chief. Lass mich das mal machen!“
Lachend fing sie an die Krawatte neu zu binden und er lies sie machen. Dann ging sie einen Schritt zurück. „So das sieht doch super aus.“ grinste sie. „Meinst du ich kann so gehen?“ Seine Erzeugerin nickte. „Du bist der schönste Nosferatu der mir je untergekommen ist.“ Orpheus grinste schief und blies weißes CO² in den Raum. „Das sagst du bestimmt zu jedem der heute Abend in einem Wrack auftaucht oder?“ Sie legte den Kopf schief und ging in Richtung Schlafzimmer. „Soll ich dich nachher hinfahren?“ „Das wäre super. Dann kann ich ja nochmal schauen, wie die letzten Fälle liefen. Ich habe das Gefühl das da noch ziemlich viele lose Fäden sind die alle zu einem Ziel führen. „Hey das kann nicht dein Ernst sein!“ Lenas Gesicht tauchte wieder in der Tür auf, während Orpheus sein Handy gezückt hatte und die Fallakten durchging. „Du willst heute Heiraten! Du wirst diese Nacht nicht mit dem Wälzen von Fallakten verbringen!“ Lenas riss ihm das Handy aus der Hand und warf es aufs Sofa. Etwas verdutzt schaute er sie an. In ihrem Gesicht spiegelte sich Wut. „Du wirst jetzt gefälligst mit mir zu Tarot fahren, dein Handy lässt du hier und alle anderen technischen Spielzeugen wird du fern bleiben! Verstanden? Ich bin deine Erzeugerin und DAS bedeutet das du MIR zu gehorchen hast!“
Jan starrte sie an, als wäre sie ein Geist. Erst Sekunden danach merkte er das ihm sein Mund offen stand. „D…das ist…“ „Genau. KEINE WIEDERREDE!“ Jan zuckte zusammen und senkte den Kopf. „Ok..Mami…“ Lena tätschelte seinen Kopf. „Sehr brav. Dann komm. Wir sind schon spät dran.“
Es war dunkel im Elysium. Der Altar stand voller Kerzen, was ihm einen Schauer über den Rücken laufen lies. Trotzdem ging er langsam auf ihn zu. Das Biest in ihm wehrte sich immer heftiger je weiter er sich dem Feuer näherte. Es waren vielleicht ein paar zu viele Kerzen auf dem Alatr für die Kainiten, die im Dunkeln um den roten Teppich warteten. Trotzdem schien noch keiner von ihnen ausgerastet oder weggelaufen zu sein. Natürlich, Raymond war auch nicht hier. Das merkte man wohl daran das noch genug heile Möbel herumstanden. Seufzend drehte er sich dann am Altar um. Die Tür des Elysiums öffnete sich langsam und Sofia trat ein. Neben ihr ging Peter Müller und führte sie in Richtung des Alatars. Ihr Kleid war nachschwarz und mit Brillianten besetzt, so dass sie aussah, als würde sie ein Stück des Nachthimmels tragen. Mit freudiger Erwartung sah er ihren Bewegungen zu, die fliesend waren wie Wasser das über Steine in einem klaren Bergbach floss.
Nebeneinander stehend lauschten sie den Worten des Priesters und lächelnd schlug Jan den Schleier zurück und erschrak, als sich aus Djannas Mund eine Tentakel schlängelte.
~*~
„Jan wach auf! Es ist so weit!“ Er schreckte hoch und hatte Glück das Lena die Schublade bereits aufgezogen hatte. Sonst wäre er einfach mit dem Schädel gegen die Decke gekracht. So aber konnte seine Erzeugerin sich noch rechtzeitig zurückbeugen, um nicht von ihm getroffen zu werden. „Hey hey…du solltest Duschen gehen…du hast Blut geschwitzt.“
Jan rieb sich die Augen. „Scheiße schon wieder ein Alptraum.“
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