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Valentinus

Es klopfte.

Niemand klopfte, bevor er die Lagerhalle betrat.

Niemand! (außer Lilli)

Spider hob den Blick weg von dem Lieferschein auf seinem Tresen und zuckte sofort sichtlich zusammen. „Oh shit!“

Cuervo sah dies wohl als Einladung und öffnete die Tür, trat einen Schritt in den Verkaufsraum und schloss die Tür hinter sich. Er selbst war in diesem Moment die Mauer, welche den Eingang versiegelte. Die Tür nach hinten zum Lager war sehr verlockend. Der Malkavianer hatte dieses Gebäude noch nie betreten und obwohl Spider immer darauf Vorbereitet war, schaffte er es in diesem Moment kaum ruhig zu bleiben.

Cuervo schritt langsam auf den Tresen zu, die Hände in den Manteltaschen und gab vor sich interessiert die Inneneinrichtung anzusehen. Sein Blick glitt besonders über die Armbrüste, die unmittelbar hinter Spider an der Wand hingen, bis sich schließlich ihre Blicke trafen. Spider gab sich einen Ruck und zwang sich selbst zur Ruhe, während der Malkavianer immer näher kam.

Dieser begann das Gespräch in Japanisch: „Soviel Spielzeug – nichts davon wird mich niederstrecken. Du verschwendest deine Ressourcen besser nicht, es wäre sowieso deine letzte Tat.“

Spiders Finger lagen bereits unter dem Tresen, der Handballen in Cuervos Richtung auf dem Tresen drauf. Er antwortete ihm ebenfalls in Japanisch: „Ich dachte mir schon, dass sie dir nicht entgehen werden. Bisher waren sie effektiv gegen unerwünschte Kunden.“

Cuervo zog langsam die Hände aus den Taschen und legte sie auf den Tresen, beugte sich etwas zu Spider vor. Dadurch, dass die Geste so langsam war, wirkte sie kraftvoll – wie das anspannen der Muskeln einer Raubkatze vor ihrem Sprung. „So wie Adam Solair?“

Spider zwang sich zu einem Lächeln: „Ja, genau…. Ich nehme an, du bist nicht hier, weil du etwas kaufen willst?“, sein Zeigefinger legte sich auf einen der Knöpfe, die unter dem Tresen angebracht waren.

Cuervo schloss die Augen und sog die Luft ein. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er die Augen wieder aufschlug und Spider erneut anschaute. Dieser hatte das Gefühl, dass ihm Blutschweiß die Wange hinab lief, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Es dauerte eine Sekunde, ehe er das Lächeln deuten konnte.

Es war das Raubtier, dass die Angst roch.

Diese Erkenntnis machte es nur schlimmer. Spiders Mundwinkel zuckten.

Der uralte Kainit sah sich einen Moment an Spider satt, ehe er feststellend meinte: „Du hast es also gewagt Nachkommen zu zeugen, Dünnblut.“

Bei jedem anderen Vampir hätte Spider seine Sicherheitsvorkehrungen gezündet. Er wusste aber, sollte er Cuervo damit nicht ausschalten können, würde er diesen Angriff durchaus als Grund für Spiders Vernichtung sehen. Stattdessen weiteten sich Spiders Pupillen und er sagte nichts.

Cuervo beugte sich noch weiter zu ihm vor, bis Spider das Gefühl hatte gleich in seine Augen zu fallen: „Der alte Prinz mag beide Augen zugedrückt haben bei dir… und die Frischlinge, die sich Erstgeborenenrat nennen sind gutgläubig und dumm genug dich weiter existieren zu lassen….“

Jetzt setzte sich eine bockige Haltung bei Spider durch, er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte grimmig drein: „Warum hast du mich nicht längst vernichtet, wenn dir das so gegen den Strich geht, hah?“

Cuervos Lächeln wurde kurz zu einem Grinsen, ehe er ihm mit plötzlich wieder ausdrucksloser Miene antwortete: „Du bist noch nicht stark genug.“

Spider entglitten die Gesichtszüge: „Was?!“ Seine Verwirrung war ihm deutlich anzusehen.

„Dein Einfluss ist seit deiner Wandlung stark gestiegen. Du hast in 50 Jahren mehr Kainiten diableriert als jeder andere Vampir den ich bisher traf… hast unmengen von Disziplinen angehäuft und studiert und bist nur noch zwei Schritte von mir entfernt – aber du hast mich längst nicht erreicht. Du lernst gefährlich schnell und vielleicht wirst du dir eines Nachts die Domäne unter den Nagel reißen… aber bis dahin ist noch ein langer Weg.“

Spiders Hand rutschte vom Tresen weg und sein Mund stand offen. Er fühlte sich, als wäre er aus Glas. DAS hatte er nicht mal Cuervo zugetraut… Er durfte ihn nicht nochmal unterschätzen!

Cuervo richtete sich wieder auf: „Wenn du in diesem Tempo weiter machst, bist du vielleicht in einem Jahrtausend ein würdiger Gegner… vielleicht in zwei. Ich warte.“

Spider blieben die Worte fast im Hals stecken: „Ist das… eine Aufforderung… zum Duell? Ganz nach alter Schule?“

Cuervo hob einen Mundwinkel und nickte knapp.

Spider entspannte sich sichtlich, seine Schultern sanken etwas herab – bis Cuervo ihn am Kragen packte und dadurch halb über den Tresen zog: „Wenn du dich jedoch in der Domäne weiterhin so daneben benimmst, wird es nie dazu kommen. Brichst du die Traditionen, bricht die Camarilla dich! Hast du das verstanden, Dünnblut?“

Spider wagte es nicht auch nur den Versuch zu machen sich aus dem eisernen Griff heraus zu winden.

„Hast du das verstanden?!“

„J-ja.“

Spider hatte auf einmal einen guten Ausblick auf Cuervos ausgefahrene Fangzähne, auch ein leichtes Grollen war in seiner Stimme wahrzunehmen: „Wenn du Serrah in die Quere kommst, stirbst du jede Nacht aufs Neue!“

„Natürlich.“

Cuervo ließ Spider los: „Sehe ich dich noch mal so nah an meinem Ghul reiß‘ ich dir die Fänge raus!“

„A-aber sie ist doch herge-„, Spider schloss augenblicklich den Mund, als sich Cuervos Augenfarbe von hellblau auf schwarz veränderten. „O-k. Ok. Ich habs ja verstanden!“

Cuervo drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür nach draußen.

Spider wischte sich den Blutschweiß von der Stirn: „Was verlangst du von mir, damit das unter uns bleibt?“

Der Malkavianer öffnete die Tür und antwortete, ohne sich noch einmal umzudrehen: „Diesen unbezahlbaren Gefallen löse ich ein, wann es mir am besten passt, Dünnblut.“

Published inRollenspiel-Storys

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