‚Erinnerst du dich noch daran?‘, sie sandte mir eine Erinnerung. Ein Bild. Ich stand an meinem Briefkasten und hielt den Umschlag in den Händen, welcher ohne Absender oder Adresse ausgestattet war. Da war nichts weiter als ein goldener Kelch aufgedruckt. Ich schloss ihn gerade wieder, als sie zu mir kam. Erst jetzt, wo ich die Erinnerung aus ihrer Perspektive sah konnte ich sehen, wie deutlich in meinen Augen stand, was los war. Sie wusste also sofort, dass in diesem Brief ihr Name stand.
‚Warum hast du den Auftrag niemals ausgeführt?‘, fragte sie sanft.
‚Jetzt in diesem Moment ist es passiert.‘, antwortete ich ihr. Denn es war die Wahrheit. Wir lagen beide hier und starben. Genau so, wie es bestimmt worden war. Ich war ihr Auftrag und sie meiner. Letztlich lief doch alles genau so, wie vorhergesehen. Es ärgerte mich nicht einmal, jetzt nicht mehr. Weil ich den Kreislauf verstand. Irgendwann würden wir wiederkommen, uns vielleicht sogar erneut treffen. ‚Ich liebe dich.‘, das war das erste und letzte Mal das sie diese Worte von mir hören würde.
‚Ich weiß. Du bist furchtbar eifersüchtig.‘, obwohl ihre Mimik sich nicht mehr ändern konnte, weil ihr Körper im Sterben lag, hatte ich das Gefühl sie würde mich warm anblicken. So schaute sie immer, wenn sie mich niedlich fand. Normalerweise verteufelte ich das, aber jetzt war es okay. Alles wäre jetzt okay gewesen, es waren unsere letzten Sekunden. Wenigstens die konnten wir offen sein.
Ich blinzelte, die Frauengestalt vor meinen Augen schien wirklich und doch nicht. Dann löste sie sich langsam auf. Ich streckte meinen Arm nach ihr aus, aber ich kam nicht ran. Sie ergriff meine Hand und ich fühlte kurz ihre Wärme – die sich schnell in eine schmerzhafte Erinnerung auflöste. Es tat weh, dass sie einfach verschwand, ganz tief in meinem Herzen.
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