Vincent legte langsam die Hände aneinander und betrachtete Gregor, der inzwischen wieder stehen konnte, aber in einem der Sessel in seinem Büro saß. Der ältere Finanzmanager hatte ordentlich einstecken müssen. „Und du sagst das du die Magie der Frau gespürt hast?“ Gregors nickan war kurz, aber das reichte ja. „Sie sind Beide der Magik fähig. Der Asiate hat mit Blut meinen Schild durchdrungen. Er war schneller, als ich, wesentlich schneller. Ich bin mir nicht sicher was für Magik seine Freundin angewandt hat, aber ich denke das ist auch erstmal nicht weiter wichtig.“ Nun war es an Vincent zu nicken.
„Sie mussten gehen, es war besser so. So haben sie das Gefühl, dass wir sie nicht sofort gehen lassen wollten. Unglücklicherweise sind sie uneinsichtig, was ihre Macht angeht.“ Gregor fühlte sich bei diesen Worten den Kopf, der dick einbandagiert war. Er hatte einen Schädelbasisbruch und eine Gehirnerschütterung. Das er überhaupt hier sitzen konnte, war allein Angela zu verdanken. Die alte Krankenpflegerin war eine echtes Genie, wenn es darum ging Kampfwunden zu flicken. Auch, wenn diese eher innen waren. Er betrachtete Valaint in seinem tadellosen weißen Anzug. Die gestylten Haare und die silberne Pyramide vor ihm auf der Schreibtischplatte.
„Sie werden wiederkommen, solange wir ein Druckmittel haben.“ Der Oberste der Templer klang sehr selbstsicher. „Sie meinen ihre Tochter wird wieder hier her zurück kommen, weil wir auch die andere Frau eingefangen haben?“
Vincent ergriff die Pyramide, die daraufhin leicht zu glühen begann. Lange betrachtete er das Artefakt. Dieses Kleinod, hatte ihm unglaubliche Macht geschenkt. Mit diesem Ding war es ihm möglich seine Vision in die Tat umzusetzen. Aber das brauchte Gregor nicht wissen. Er war ein treuer Templer und absolut vertrauenswürdig. Er kannte auch sein Ziel, aber wie sie es erreichen würden, das würde wohl an ihm hängen bleiben. Sei es drum. Der Templerorden war ein hervorragendes Werkzeug. Mit ihren weltlichen Mitteln und der politischen, sowie klerikalen Macht waren sie absolute Waffe, wenn man sie nur richtig einsetzte. Vincent wusste genau wie er sie einsetzen musste. Erst jetzt richtete sich sein Blick wieder auf Gregor. „Du kannst gehen. Sie kommen wieder, ich werde mich mit unserem Täubchen unterhalten.“ Sein Finanzmagnat nickte und stand auf. Erst, als er den Raum verlassen hatte stellte Vincent sie Pyramide wieder auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Tief atmete er den würzigen Qualm ein. Dann verließ er das Büro, durch eine versteckte Tür in der Wandvertäfelung und stieg, zusammen mit der Pyramide, die steinernen Stufen hinab.
Der Schrei hallte durch die dunklen Gänge. Lang und schrill. Beinahe unmenschlich. Ihre Kehle schmerzte bereits aber trotzdem schrie sie weiter. Es waren keine körperlichen Schmerzen, die sie zum Schreien brachten, ihr Körper war abgehärtet. Die Schmerzen hätte sie irgendwie verkraftet, aber das was dieses Licht mit ihr tat war tausendmal schlimmer. Immer wieder durchkramte es ihren Geist und holte Erinnerungen hoch. Zeigte sie ihr, lies sie sie noch einmal elendig langsam durchleben und hob jedes grässliche Detail hervor. Jede dunkle Ecke ihrer Erinnerungen wurde gnadenlos erleuchtet und ausgewalzt. Wieder kam ein Gesicht auf sie zu und redete auf sie ein. Sie wollte die Worte von Blaze nicht hören. Sie wollte auch die von Gambit nicht hören oder vvon Susannah. Sie wollte nicht die Worte des kleinen Sohnes hören, deren Vater sie getötet hatte. Sie wollte gar nichts mehr hören, aber die Stimmen verstummten nicht. Sie waren alle überdeutlich. Sie sah sich noch einmal im Kreis mit ihren Schwestern. Die Rücken blutig vom Zeichen des Chaos. Sie lagen auf dem Boden und rieben sich gegenseitig mit duftenden Ölen ein. Summten Melodien und Blaze sang in einer alten, ihr selbst damals unbekannten Sprache. Das Blut vermischte sich mit den Ölen und bildete einen schillernden Teppich auf dem Boden, um das gemalte Zeichen herum. Sie alle lagen nun mit den Köpfen aneinander und sangen den Text mit. Die Stimmen wurde rauer, die Luft knisterte vor Energie. Es war berauschend und doch hatten sich ihre Gesichter zu Schmerz verzogen. Das Blut war keine Wohltat, es stank nach Verwesung und die Duftöle begannen Feuer zu fangen und ihr Geruch schlug in ekelhaften Qualm um. Wieder ein Schrei, dann Szenenwechsel
Ein großer weißer Vogel schraubte sich immer weiter in die Höhe. Auf seinem Rücken trug er eine Gestalt. Eine Frau, eine blonde Frau, mit kurzen Haaren. Blaze. Sie war ohnmächtig, aber sie konnte jedes Detail ihres Schmerzes sehen. Der Krallenhieb, der sie auisgeknockt hatte. Alles war überdeutlich. Endlich hatte der Vogel seine maximal Flughöhe erreicht. Blaze schlug die Augen auf und atmete, dann verging sie in einem Feuerball. Ihr Schrei war endlos, aber Jasmin verstand irgendwann das es ihr Eigener war.
Tränen liefen ihr über die Wangen. Wieso war denn alles in ihrer Vergangenheit so schief gelaufen? Sie war als Mittlere der drei Schwestern geboren worden. Sie war nie das Nesthäkchen wie Susannah, oder die starke Große, wie Blaze. Sie war immer die unbeachtete gewesen. Auch, als ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben waren, den sie wahrscheinlich verursacht hatte. Sie hatte damals Susannah am Haar gezogen und die hatte gekreischt…ihr Vater hatte das Lenkrad verrissen und…
Sie war Schuld das Blaze tot war, sie hatte sie damals mit der Idee gespielt die Macht zu vergrößern. Anfangs hatte sie Gambita uch begehrt, aber er hatte sich für Blaze entschieden, sie hatte zurückgestanden. Irgendwie war ihr ganzes Leben ohne wirkliches Glück. bei teshi hatte sie Geborgenheit gefunden. Mit Adrian hatte sie eine Aufgabe, in der sie Erfolg haben konnte. Nun war Adrian weg und Teshi hatte sie Vergewaltigt. Was sollte sie nur tun? Wieso gab es kein Glück für sie? Sie hatte die Augen geschlossen, ihr ganzes Gesicht war von Tränen benetzt, und wieder gab es Bilder aus ihrer Vergangenheit. Sie konnte nicht mehr, wieso hörte es nicht auf? Sie war Schuld an all dem? Wann würde es endlich enden?
„Wenn du willst das es endet dann gestehe!“
„Ja! Ja! ich gestehe! Ich bin Schuld! Aber lass es aufhören!“ Sie hatte keine Ahnung, ob sie das noch sagte, oder nur dachte. Aber das Licht verschwand, die Bilder hörten auf und Stille kehrte ein. Sie atmete auf und bemerkte erst jetzt das sie die Luft lange angehalten hatte. Es hatte aufgehört, sie war wieder mit sich allein.
Wo blieb das Licht am Ende des Tunnels? Wann würde der Himmel aufreißen?
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