Zum Inhalt

Blue Ice Nightmare

Blut an meinen Händen…. Cho!

Ich öffne die Augen wieder und versuche mich auf das Training zu konzentrieren. Der Angriff auf Cho war schlimm gewesen, nicht wegen dem Endergebnis – Ronja hatte gute Arbeit geleistet und Cho hatte jemanden, der auf sie aufpasste – sondern wegen der Banalität. Irgendein wildfremder Mann war ausgetickt und hatte sie angegriffen – und genau diese Situation wiederholte sich in letzter Zeit ständig in der Stadt. Nicht, dass Gewalt in Berlin etwas neues wäre – aber richtige Raserei unter Menschen? Das war wirklich übel. Cho hatte Glück, dass wir da waren, aber andere Leute würden keinen Werbären bei sich haben, der das schlimmste einfach wegheilt…

Ich beendete die Bewegung, lies das Chi durch meinen Körper strömen und bewegte mich wieder in die Ausgangsposition. Zen war meine Version der Meditation und eine gute Gelegenheit wieder ins Gleichgewicht zu gelangen. Außerdem half es ungemein, wenn ich die Wege der Magick verstehen wollte.

„Tokugawa dono.“, wie lange stand dieser Schüler schon hier? War ich so abgelenkt gewesen? Ich musterte den kleinen Asiaten eingehend. Das musste ein Neuzugang sein, ich kannte ihn nicht. Der Junge hatte einen kahlrasierten Kopf, war braungebrannt und trug die orangene Tunika der Shaolin Mönche. In seinen kleinen Händen hielt er ein Schälchen, daraus dampfte die Flüssigkeit und verströmte den bekannten Geruch von grünem Tee. Er streckte sie mir entgegen ohne mich dabei an zu blicken. „Euer Tee.“

„Arigato.“, ich nahm das Schälchen aus seinen warmen Händen und trank. Der Tee durchströmte mich mit einer wohligen Wärme, draußen war es kalt und es lag Schnee. Es war angenehm…

Ich verzog das Gesicht, denn der Tee schmeckte sehr bitter. Es schüttelte meinen Körper.

„Ist etwas nicht richtig, sensei?“, der Junge blickte mich mit leichter Panik in den Augen an.

Mir wurde schlecht, ich stellte das Schälchen auf eine der Sitzbänke im Trainingsraum und setzt mich selbst darauf. Der bittere Geschmack pappte in meinem Mund fest, ich konnte kaum reden: „Was ist noch in dem Tee?“

„Ich konnte den Honig nicht finden, also habe ich den Zucker genommen. Sonst nichts, Tokugawa dono.“

„Welcher Zucker?“, ich schaute ihn überrascht an, in der kleinen Küche hier oben hatten wir noch nie Zucker gehabt.

„Na der aus dem Tonkrug…“, der junge Schüler wurde zunehmend unsicherer – genauso wie ich, bis er dann entsetzt meinen gedanken aussprach: „…das war kein Zucker! Sensei… eure Augen…“

Ohja meine Augen brannten, als wären sie ausgetrocknet. Genauso wie meine Kehle. Meine Augen verdrehten sich, während ein mir nicht ganz unbekannter Schleier in mein Blickfeld rückte.

„Acchi ikeyo!*“, krächzte ich noch. Mein Herz raste bereits und der Zorn quoll aus dem Nichts hervor und übermannte mich.

Blut an meinen Händen.

______________
acchi ikeyo = Hau ab! / Verschwinde!

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert