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Der Prinz ist tot, es lebe der König!

Du wirst sie herrufen. Alle. Sofort.„, hauchte Cuervo Serrah ins Ohr. Das er dies in einem alten japanischen Dialekt sprach, welchen nur sie und in seine Vergangenheit Eingeweihte verstanden, war nicht das einzig beängstigende. Er hatte ihr gerade erst mitgeteilt, dass er genau wusste das sie kein Blutsband mehr zu ihm hatte – und auch wie sie ihres losgeworden war. Seine lauernde Ruhe machte seine ganze Ausstrahlung zu etwas, dass zur Flucht aufforderte. Aber Serrah umfasste die Lehnen des Throns, bis diese unter der Anspannung knirschten und nickte nur angespannt. Sie konnte nicht fliehen, sie war der Prinz dieser Domäne. Niemand konnte sie retten, sollte Cuervo über sie richten.

Es dauerte keine Stunde, bis auch der letzte Kainit der Domäne sich im Thronsaal befand. Ein vorsichtiges Stimmenwirrwar lag im Raum. Niemand wusste genau, warum Serrah sie alle mit ihren Vampirkräften zu sich gerufen hatte und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten. Denn das Kerzenmeer der kleinen Flämmchen beschien den Thron nicht mehr. Es war nur ihre dunkle Silhouette zu erahnen.

Loup Garou stand vor der Flügeltür, die den Ausgang aus dem Thronsaal definierte und ließ niemanden mehr heraus. Djanna rückte näher an Jan heran, als plötzlich ein Scheinwerfer von oben den Thron beleuchtete. Darauf saß Serrah mit gesenktem Blick.

„Was ist nur immer mit euren Prinzen.„, schallte es durch die Gedankenwindungen der Anwesenden Kainiten. Isaac fasste sich an die Schläfen, aber auch vielen anderen war diese Art der Kommunikation unangenehm. Lediglich die Malkavianer zuckten mit keinem Muskel dabei. Cuervo sprach weiter direkt in die Köpfe der Anwesenden: „Welche Gesetze zählen für Kainiten, wenn sie niemand durchsetzt?“

Cuervo kam von oben herab und landete mit seinen Stiefeln direkt auf der Rückenlehne des Thrones, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Er hielt problemlos das Gleichgewicht und hockte sich schließlich hin, sodass er von dort oben mit der Hand nach Serrahs Gesicht greifen und dieses anheben konnte: „Wir sind umgeben von Verrätern, von Handlangern des Sabbats, von Sklaven der Tremere, von Mündeln der Vampirjäger. Alle diese Manipulatoren haben sie eines gemeinsam: Sie glauben, ihr Weg wäre der Richtige.“

Cuervo ließ Serrah los und glitt von der Thronlehne hinab auf den Boden. Er ging ein paar Schritte und irgendwie war erkennbar, dass die Menge vor ihm etwas zurückwich. Mc Fain trat fast auf die Füße von Wynn dabei. Der alte Malkavianer ging zu einer Plattform innerhalb des Thronsaals und als er dort angekommen war, sprangen drei weitere Scheinwerfer an, welche in einer Reihe diese Plattform beleuchteten. Unter jedem Lichtkegel lag ein gepflockter Vampir. Ein Raunen ging durch die Menge, als Cuervo den ersten Vampir am Kragen packte und hochhob. Es war Hedeonis, der ehemalige Prinz.

Er hat sich wirklich alle Mühe gegeben seinem Clan und euch ein gutes Vorbild zu sein. Er war ein akzeptabler Prinz, aber auch er wurde manipuliert. Er steckte mit beiden Beinen tief in dem Maul der Tremere…„, Cuervo drehte ihn einmal prüfend herum: „Es hat ihm das Genick gebrochen.“ Dann ließ er ihn einfach fallen und machte einen Schritt weiter, um den zweiten Vampir auf zu heben und zu präsentieren. Es war Stix.

Dieser hier hielt sich für besonders gewitzt und war doch nur ein Produkt der Fehltritte von Hedeonis. Als Kind der Lasombra von den Ventrue aufgegriffen und von Grundauf umgekrempelt und schließlich in einem Pakt mit den Tremere an diese verkauft worden. Er hatte das gesamte Konstrukt in der Hand und hätte eines Nachts der zukünftige Prinz werden können.“ Cuervo nahm die rechte Hand von Stix, welche zu einer Faust geballt war und öffnete diese, sodass ein Kästchen in der Größe einer Streichholzschachtel zum Vorschein kam. Eine Art Knopf ragte daraus hervor. „Wie viel Respekt ihr wohl vor ihm gehabt hättet, wenn die Bombe in meinem Kopf mich vernichtet hätte?“ Danach ließ er auch Stix fallen und machte den letzten Schritt.

Er hob Andreas Zorn auf und betrachtete ihn lange, ehe er weiter über Gedankenverbindung mit allen Anwesenden des Raumes sprach: „All jene, die versuchten euch zu führen, waren manipulierbar auf die ein oder andere Weise. Wo Hedeonis sich durch den Pakt mit den Tremere verlor, war die Schwäche von Stix die Eifersucht. Er gab seinen ach so perfekt durchdachten Plan auf, um die einzige Person aus zu schalten, die besser war als er.“ Cuervo wandte sich zu den anderen Kainiten herum und hob Andreas noch etwas höher: „Er hier ist jener, der für die Fehler seiner Vorgänger büssen wird, obwohl er nichts dazu beigetragen hat. DAS ist die Gerechtigkeit eurer armseligen Vampirgesellschaft.“ Mit diesen Worten warf er Andreas in die Menge hinein. Ein paar wichen reflexartig aus, Spank griff zu und fing den gepflockten Ventrue.

Cuervo stand auf einmal mitten in der Menge und traktiere diese mit seinem Blick, hinter dem der Jäger lauerte. „Diese Vampirgesellschaft in dieser Domäne hier ist schwach. Die Stützpfeiler sind durchlöchert und müssen das Gewicht ihrer Ältesten tragen. Wer kam doch gleich auf die glorreiche Idee, Frischlinge in den Erstgeborenenrat zu setzen?„, er wandte sich zu Serrah hin. Ihre Fänge schoben sich zwischen ihren Lippen hervor.

Der Malkavianer hob beide Arme in die Höhe: „Und ihr glaubt wirklich, so eure weitere Existenz zu gewährleisten? Was seid ihr nur für Narren!

Serrah öffnete den Mund, doch ehe sie etwas sagen konnte, unterbrach er sie bereits: „Du bist genauso manipuliert worden. Ich habe dich auf diesen Thron gesetzt und ich kann dich auch wieder absetzen. Was sagt das über deine Machtposition aus? Das es eine Lüge ist, so wie alles was ihr unter dem Begriff ‚Politik‘ versteht. Denn es haben nicht diejenigen die Ämter bekleidet, die wirklich in der Lage sind, zu manipulieren, statt manipuliert zu werden.

Cuervo stieß sich vom Boden ab und landete mit seinen Stiefeln direkt auf Serrahs Schoß, hockte sich wieder zu ihr hin und blickte ihr direkt in die Augen. „Du gehörst in die zweite Reihe, zu den anderen wahren Erstgeborenen der Stadt.„, sie blicke empört auf die Stiefelabdrücke auf ihrem Kleid, als er wieder hinabgestiegen war und nun die Gedankenverbindung abbrach, um tatsächlich seine Stimme zu benutzen, als würde diese seinen folgenden Satz noch mehr bekräftigen: „Als ältester Kainit dieser Stadt fordere ich den Thron für mich allein.

Dann starrte er Serrah in Grund und Boden, bis sie aufstand und ihren Platz verließ. Er klopfte den Thron ab, als hätte sie darauf Dreck hinterlassen während er meinte: „Sollte irgendjemandem ein Argument einfallen, weshalb jemand anderes diesen Platz besser verteidigen kann als ich, darf er gern versuchen es aus zu sprechen.

Dann stieß er den Thron schwungvoll mit dem Fuß um, sodass jener nach hinten umfiel. Danach herrschte erst einmal Stille im Raum. Cuervo wandte sich wieder zu den anderen Vampiren um: „Dachte ich mir. Die Sitzung ist für heute Nacht beendet.

Dann machte Lilli per Fernsteuerung die Scheinwerfer aus und die Tür wurde wieder geöffnet.

Published inRollenspiel-Storys

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