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Nickerchen auf dem Schreibtisch

Bis gleich…

Ich schloss die Tür und ging an dem Muskelprotz vorbei, welcher diese bewachte. Seine misstrauischen Blicke hingen an mir und ich wusste, das er abermals versuchte mich einzuschätzen. Ich gesellte mich zu den Mannhohen Pflanzen, die den Raum schmückten und lehnte mich dazwischen an die Wand. Die Lederkluft knarrte dabei ein bisschen und ich konnte förmlich das zucken der Ohren des Türstehers sehen. Das ich meine Augen hinter einer Sonnenbrille verbarg passte ihm gar nicht, wenn er gewusst hätte, dass die goldenen Drachen am Gestell nicht bloß eine Verzierung sondern eine Kaschierung der darin eingebauten Kameralinsen war, hätte er sie mir vielleicht doch noch abgenommen.

Der Typ war so auf mich fixiert, wie ich nun auf der gegenüberliegenden Seite des Flures stand, das ihm die Person die von rechts kam zuerst gar nicht bemerkte. Erst als die Schönheit direkt vor ihm stand, lenkte sie ihn ab. Ich nutzte die Gelegenheit, um zu verschwinden. Ein paar Türen weiter schlüpfte ich in den Raum und schloss leise die Tür. Hier sah es eigentlich genauso aus wie in dem anderen Zimmer, in dem ich eben bereits war. Nur das Licht an dem riesigen Schminkspiegel war angeschaltet, überall hingen Poster von der Show an den Wänden, hier und da lag ein Kleidungsstück, das aussah als hätte man einen Flamingo gerupft und natürlich durfte das mit billigen Steinchen versehene Krönchen nicht fehlen.

Die Wände zwischen den Einzelgaderoben waren dünn, sodass ich bald vernahm, wie sich die beiden Frauen unterhielten, die sich nun hinter der Tür mit dem Türsteher befanden. Es war ein relativ fröhliches Gespräch, aufgesetzter Frohsinn für diese oberflächlichen Freundschaften zwischen den Bühnenmädchen. Ich versuchte ihre Stimmen zu ignorieren und lauschte in den Raum hinein. Das Mädchen konnte noch nicht fertig sein und ich bemerkte einen aufgedrehten Lippenstift, der auf dem Schminktisch lag. Vielleicht war sie hinter dem Vorhang, der den kleinen Privatbereich vom Eingangsbereich trennte? Es war zu still…

Ich zog das Wakizashi aus der Stiefelscheide und ergriff mit der anderen Hand den Vorhang, um ihn zur Seite zu schieben. Mein Lederhandschuh knarrte leicht, als ich die Hand zur Faust ballte, nachdem ich freien Blick auf die Schlafcouch dahinter hatte. Das blonde Mädchen lag darauf, ihre Augen standen offen und starrten in die Leere. Das einst so hübsche Gesicht war aufgeschnitten worden, ebenso wie ihre Kleidung und ihr Körper darunter. Im ersten Moment sah es aus, als wäre sie Opfer einer blutigen Vergewaltigung gewesen, Hand- und Fußgelenke waren tatsächlich am Möbelstück mit stabilen Schuhbändern verschnürt worden und ihre Beine waren so aufgestellt, das man einen deutlichen Blick auf ihren Schambereich hatte.

Aber etwas passte nicht… mal davon abgesehen, das mir jemand zuvor gekommen war und das in einem ziemlich abartigen Stil. Ich schaute mich sorgfältiger um und kam zu dem Schluss, das der Mörder durch das Fenster geflüchtet sein musste, denn es war nur angelehnt und zeigte Spuren von Blut. Ich betrachtete nochmal das Mädchen.

Ihr Herz fehlte. Es war herausgerissen worden. Was für ein Amateurhafter Nachahmer war hier am Werk?

Teshi? Teshi, wach auf.

Published inRollenspiel-Storys

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