Es war wohl in Berlin gewesen. Da hatte so ein Schwachmat aus dem Publikum ne Bierflasche auf die Bühne geworfen, weil er dachte, dass das richtig hart wäre. Die Flasche war durch den halben Club gesegelt und hatte letztendlich Stefan an der Schulter getroffen, was diesen im Spielen inne halten und laut fluchen ließ. Daraufhin hatte sich die gesamte Band in die Menge gestürzt und den Spezialisten und seine Freunde, die das auch irgendwie cool gefunden hatten, nach Strich und Faden verprügelt. Doch auch die Band hatte das ganze nicht unbeschadet überstanden. Die beiden Gitarristen hatten sich Finger gebrochen, Niklas hatte ne Platzwunde, Kai war was in den Bändern gerissen und Markus Nase hatte unliebsame Bekanntschaft mit einer metallischen Absperrung gemacht. Manchmal konnte er immer noch das kalte Eisen spüren und dann kribbelte es unangenehm. So wie jetzt.
Völlig verschlafen und mit fast noch zusammengekniffenen Augen griff Markus irgendwo vor seinen Augen ins Leere um die Fliege zu vertreiben die sich auf seine Nase gesetzt hatte. Dann ließ er den Arm fallen, das mistige Ding hatte er vertrieben. Doch einen Moment später spürte er wieder etwas an seiner Nase. Keine Fliege, aber unangenehm kalt anstatt mit kleinen Beinen ausgestattet.
Mit allergrößer Mühe – und er hätte sich selbst geschworen, dass er dabei ein Quietschen von Metall hörte – schob er ein Augenlid auf und der Raum in dem er lag schob sich langsam in sein Gehirn. Und mit diesem Raum auch die schwarz gekleidete Gestalt vor seinem Kopf, beziehungsweise neben seiner Seite des Bettes, die ein unschuldiges Lächeln zeigte, während sie den Stock mit dem Eisenknauf wieder auf den Boden stellte.
„… Mann mit Huuuuut,“ krächzte Markus als auch sein Gehirn so langsam auf Touren kam. Mit der Hand die er eben schon erhoben hatte fuchtelte er in der Luft vor der dunklen Gestalt herum, wie als würde er in einem verzweifelt lustlosen Versuch probieren ihn zu schlagen.
„Ich werde dich umbringen, dich und deinen Hut,“ murmelte er, dann verschwand sein Kopf unter einem Kissen, in der verzweifelten Hoffnung wieder Schlaf zu finden.
„Nanana, ich glaube nicht, oder willst du auch noch neu streichen und den Garten herrichten? Fürs Erste hast du genug geschlafen,“ und mit diesen Worten zog er das Kissen von Markus´ Kopf, das dieser mit seinen noch vom Schlaf klammen Fingern gar nicht richtig halten konnte.
„Ich will aber noch nicht aufstehen, es ist noch gar nicht abends. Es ist erst Nachmittags… ich hasse dich.“
„Ja ich weiß, du bist ein ganz großer Hasser und alle haben Angst vor deiner Stärke. Aber jetzt musst du mal mit mir mitkommen.“
„Raziel, sag ihm dass wir noch nicht aufstehen wollen,“ dabei tastete er sich mit der anderen Hand auf die Hälfte des Bettes in der er Raziel gewähnt hatte, doch er griff ins Leere. Ganz langsam zerrte er das andere Auge auf, nur um seinen Tastsinn bestätigt und Raziel auf der anderen Seite nicht zu sehen. Dann wandte er sich wieder an Tarot.
„… warum?“
„Wirst du gleich sehen, komm, wir machen einen kleinen Spaziergang.“ Er bückte sich zu Markus hinab und zog einen seiner Arme über seine Schulter um ihn zu stützen.
Markus wollte zwar ansetzen zu protestieren, bemerkte aber, dass er so fast im Stehen nochmal schlafen konnte und ließ die Augen ein paar Mal zufallen, während Tarot ihn aus dem Zimmer bugsierte. So sah er auch nicht genau welchen Raum sie nun ansteuerten, er hörte nur, dass eine Tür auf und wieder zu ging und dann stand er wackelig und nur in Shorts in einem kahlen Zimmer, durch das er erstmal seinen Blick schweifen ließ.
Da war dieser eine Typ, er hatte seinen Namen schon wieder vergessen, der der Brody zusammen geflickt hatte. Und da neben ihm war Raziel – bei ihrem Anblick heiterte sich Markus Miene deutlich auf und sie winkte ihm mit einem Lächeln zu. Doch das was da an der anderen Wand war konnte er nicht richtig erkennen, er schmatzte noch einmal schlaftrunken, kratzte sich an der Brust und rieb sich die Augen…
Und griff sofort nach seiner Brust, als er den Dämonen, der wohl einmal, irgendwann in den letzten Tagen Spank gewesen war, an die Wand gekettet sah.
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