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Zwiespalt

Langsam sank mein Kopf in meine Hände. Ich saß vor meinem Dojo und hatte irgendwie nicht das Bedürfnis wieder hinein zu gehen. Ich weiß nicht genau ob es daran lag, dass ich nicht ausrasten wollte, um mir keine Blöße zu geben oder ob ich einfach Angst davor hatte wieder hinein zu gehen, damit das nächste Unglück passiert. Ja, nicht alles was in letzter Zeit so geschah war wirklich ein Unglück, es waren viele kleine Dinge die sich einfach anhäuften.

Wie lange hatte Eve nicht mehr mit mir geredet? Es war länger als eine Woche. Das sie Dennis vorbeigeschickt hatte, um ihre Sachen zu holen fand ich noch amüsant, aber im Moment ist es mit ihr zusammen nicht auszuhalten. Leute wie Ben oder Gambit mögen ihren Spaß daran haben mich zu reizen, aber Eve tut das eindeutig unter der Gürtellinie. Was für ein Biest. Ich sollte meinen Schlüssel zurückverlangen – beinahe vergessen, dass sie den noch hat.

Akiras Nachforschungen haben ans Licht gebracht, was ich nicht so genau wissen wollte, denke ich. Kiro wurde vergiftet und das wurde so gut vertuscht, dass es für einen einfachen Herzstillstand gehalten wurde. Wenn das Oda war… hat er vielleicht nicht mit mir gerechnet. Wäre der Dojo und die Relikte vielleicht an Onoko gegangen? Viel Zeit hat auch sie nicht mehr, alles wäre vielleicht in einer Auktion unter Wert verkauft worden und Oda wäre ganz einfach an alles herangekommen – oder wer auch immer der Mörder war. Viel Theorie, aber mit den Informationen, die ich habe kann ich nur Spekulieren. Es ist zum kotzen! Wie konnte eine ganze Familie, gar ein Clan, so untergehen? Der Besuch nach Japan wird immer unvermeidlicher, auch da wartet Grundbesitz auf mich – und Verantwortung. Bin ich dem gewachsen?

Ich öffnete die Augen wieder und schaute durch meine Finger hindurch auf den Boden. Etwas schwarzes, geschupptes schlängelte sich um meine Fußgelenke. Zu dick für eine Schlange… ein Drachenschwanz? Verflucht!

Ich habe gar keine andere Wahl. Die Verantwortung liegt längst bei mir, dabei bin ich so aussenstehend wie es nur geht. Vielleicht… lebe ich auch bloß noch, weil ich eben nicht in Japan aufwuchs. War das ein Schachzug der Tokugawas Kinder wegzugeben? Vielleicht war Armut gar nicht der Grund… aber was wusste ich schon. Gar nichts. Wenn Wissen Macht ist, hatte ich echt Probleme…

Probleme… Ronja machte welche. Ihre „Gabe“ überall gute Laune und diese… Reinheit der Natur zu verbreiten hatte auch seine Schattenseiten. Ich hätte nicht gedacht, dass Werbären so inkompatibel mit moderner Technik sind. Ben mit dem Elektro-Auto… da Ronja da scheinbar ein ganz spezieller Fall ist, wird sie das sicher auch noch lahm legen können… Hah, ein Vampir sein ist ein Fluch? Ronja ist die Steigerung!

Meine Augen verfolgten das schuppige Ding bis zum Rest des Wesens, welches da auf dem Boden zu meinen Füßen ruhte und mich nun anblickte. Die schwarzen Augen des Drachen-Raptor-Dings durchbohrten mich förmlich. Da war es wieder – dieses Gefühl… diese Klinge. Ich bekam Gänsehaut bei dem Gedanken. Nicht allein die Gefahr, die von dem Fetisch ausging, nicht allein, dass ich nicht widerstehen konnte, mich selbst zu richten… so schnell war mein Leben verwirkt, durch meine eigene Hand! Wer oder was noch einfach Besitz von mir ergreifen konnte, wollte ich mir nicht ausmalen. Allein das soetwas möglich war, war beängstigend genug. Hah, und ich dachte als Magier könnte ich mich gegen geistige Kontrolle wehren… verflucht!

Der schwarzschuppige Avatar legte den Kopf schief und eine seiner Krallen tippte auf dem Boden auf und ab. Wo stand ich jetzt? Umeko hatte mir einige Sachen nicht erzählt, wie es scheint. Informationen über die Vampirgesellschaft rückte sie jetzt einfach heraus, aber was hatte sie mit dem Wächter und Luigia zutun… und wer war die Person am anderen Ende der Leitung? Alf? Wieder etwas, über das ich nichts wusste. Ich brauchte Antworten… und eine Schachtel für mein Herz, um es vor dem ganzen Wahn zu schützen. Ronja, Eve, Umeko… alles nicht die beste Wahl gewesen wie es scheint.

Bitter, das ich jetzt schon so auf Abstand gehe, obwohl ich noch gar nicht weiß, was dahinter steckt. Umeko was hast du getan? Was habe ich getan? Ich muss mein Herz verschließen, bevor er zu spät ist…

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie sich eine Person nähert und zu mir setzt. Im ersten Moment denke ich an den Motorradfahrer, zumal der Drache sich erhoben hat, und springe auf.

Zum Glück…. nur Dirk.

Published inRollenspiel-Storys

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