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Monat: Dezember 2005

Der Galgen

Die Abenddämmerung zog über das Land, und die untergehende Sonne tauchte die weiten Wiesen und sanft geschwungenen Hügel in ein feuriges Rot. Es schien, als würde der Himmel am Horizont in Flammen stehen. Feuerrot züngelten sie am Firmament entlang, so voller Vorfreude auf das bevorstehende Ereignis.

An eine einsame Trauerweide gelehnt und geschützt von den träge herabhängenden Ästen, saß Irania auf einem Hügel, einige hundert Fuß vom Hinrichtungsplatz entfernt und sah hinab auf den Galgen. Ein seltsames Gerät – so schien es ihr jedes Mal aufs Neue – war der Galgen. Ihr Volk bevorzugte es schon seit seinem Bestehen, den Feind mit eigener Hand zu töten – mit dem Pfeil, den sie frei ließ. Dies war noch etwas Persönliches; nicht so stumpf und qualvoll wie das Erhängen.