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Schlagwort: WuE

Präludium

Mein Blick war getrübt, aber es reichte, um das Blut zu sehen. Es lief den polierten Stein hinab und glitt die Stufen hinunter. Mein linker Arm lag auf den Stufen und der warme Lebenssaft zog Linien darüber, um sich mit der Lache auf dem Boden zu vermischen. Zwei Stufen waren es nur, aber der Boden war für mich unglaublich weit weg. Ich hatte das Gefühl, dass ich in die Tiefe fallen könnte, wenn mein Körper nicht flach auf dem steinernem Boden gelegen hätte. Aber soweit ich es noch spüren konnte, ragte nur mein Kopf und mein Arm über die Kante. Ein paar rote Haarsträhnen von mir hingen in der Blutlache und es sah aus wie Wurzeln eines Baumes, die in einen trüben See hineinragten.

Grant: I’m on the highway to hell II

Mit dem Umschwung in die fröhlichere, abgehobene Stimmung, welche der Realität nun wieder sehr fern war, bekam Grant ein seltsames, erst unbeschreibliches Gefühl. Er blinzelte ein paar Mal und sein Blick wurde glasig, weil er versuchte dieses Gefühl einzuordnen. Da er direkt dachte, dass es was körperliches war, fasste er sich stabilisierend auf die Oberschenkel, falls ihm gleich übel werden sollte.
Möglicherweise war es auch das bunte Bühnenbild, welches von den Artisten präsentiert wurde. Schillernde, sich drehende Formen in heller Farbenpracht und ekstatische Bewegungen, die eher an zu hohen Drogenkonsum erinnerten. Außerdem schwebte alles irgendwie nach oben. Etwas in Grants Geist zerbrach, plötzlich, scharf, ein Strahl jenseits der Wahrnehmung, bewusster oder bloßer Körperlichkeit. Ein Konflikt von Schweigen und Empfindung verschmolz zu etwas, das er nicht erklären, nicht verhindern, nicht kontrollieren konnte. Seine Kinnlade fiel für einen Moment herab, während er einfach nur ausdruckslos auf das Schauspiel starrte. Erst, als ihm fast die Spucke aus dem Mund lief, fing er sich wieder und begann, sich mit beiden Händen über das Gesicht zu reiben, in der Hoffnung „wieder klar zu kommen“.

Emerald: Treasure the jewels (Prolog)

Er strich mit den Fingern über das Papier und drückte es an der gefalteten Stelle aufeinander. Papier, so vergänglich wie die Botschaften darauf. In der heutigen Zeit beinahe schon Museumsreif. Er mochte es nicht mal, es fühlte sich zu lebendig an. Wenn es feucht wurde, war es unbrauchbar und verlor die glatte Fläche, wurde wellig und starr.

Er steckte das Papier in den Briefumschlag. In der heutigen Zeit, war Papier aber weitaus sicherer als Daten. Eine E-Mail war viel zu einfach abzufangen, auszulesen oder zu manipulieren. Papier war traditionell, aber sicher. Vor allem, wenn man es nicht den Konzernen in die Hand gab, um es auszuliefern. Das einzig fehlbare daran war der Bote selbst. Menschen waren nicht perfekt, aber es gab unter ihnen jene, die zuverlässiger waren als Andere.

Grant: I’m on the highway to hell

Drei große Zelte ragten in den nächtlichen Himmel Portlands und sahen von außen in ihrer Aufstellung irgendwie wie eine kleine Festung aus – abgesehen von den LED-Gruppen die aus den Aufbauten einen zweiten Sternenhimmel zauberten. Ohne die Warnlampen für Fluggeräte hätte man die Zelte fast übersehen können, so gut waren diese getarnt. Erst wenn man vor dem Zaun des Zirkus stand und hinauf blickte, konnte man sich ganz sicher sein, dass die dunkelblauen Planen zu den Zelten und nicht zum Himmel gehörten.

Wolfsblut und Engelstränen: Prolog

Stimmung

„Komm schon, Peter Pan.“, sie versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen, aber sie versagte gänzlich dabei.

Er erhob sich langsam, die schwere Robe zog sich dabei über den staubigen Boden. Erst als er aufrecht stand öffnete er die grün funkelnden Augen und blickte sie an: „Peter Pan?“

Sie seufzte: „Du kennst Peter Pan nicht?“

Er schüttelte mit dem Kopf und machte ein Gesicht wie ein kleines Kind, als er darüber nachdachte ob diese Person wichtig sein könnte.