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Druswyns Geschichte

Die Flucht

Auf allen Vieren rannte ich voran. Mein Atem ging schnell und mir hing bereits die Zunge heraus. Bald war ich da, ich konnte die Halblinge bereits riechen. Ich schmeckte Blut auf meiner Zunge. Ich wusste, es war nicht mein eigenes.

Geschickt sprang ich hinter einem Busch in Deckung, als ich Stimmen näher kommen hörte. Meinen schweren Atem unterdrückend stellte ich die Ohren auf und lauschte. Mein Blick viel auf die krallenbesetzten Pfoten, auf denen ich stand. Jene pelzigen Treter, die mich bereits durch viele Hobbit-Dörfer getragen hatten. Immer auf der Suche nach einem neuen Blutbad.

Angespannt wartete ich, die Halblinge konnten nicht mehr fern sein. Ich vernahm eine Kinderstimme. Scheinbar handelte es sich um einen Familienausflug. Es roch nach Speis und Trank, die kleine Familie war auf dem Weg zu einem Picknick.

Die Eltern gingen voran, als das Hobbitkind innehielt und zu dem Busch blickte, hinter dem ich mich verbarg. Hatte ich mich verraten? Es stapfte neugierig näher an den Busch heran. Ich machte mich sprungbereit und konnte mir ein Zähnefletschen nicht verkneifen. Mein Herz raste und ich spürte wieder jenen Blutdurst, den ich schon so oft verspürt hatte. Unschuldiges Kinderblut reizte mich ganz besonders.

Das Kind hockte sich vor den Busch und hob etwas vom Boden auf. Es war ein glitzernder, kleiner Gegenstand. Vorsichtig wischte es den Dreck davon ab, um es genauer betrachten zu können. In diesem Moment sprang ich. Mit einem erschrockenen Schrei alarmierte das Kind seine Eltern, doch es war bereits zu spät. Meine scharfen Zähne hatten sich bereits in seinem Arm festgebissen. Mit einem kräftigen herumwirbeln meines Kopfes riss ich das kleine Wesen entzwei.

Lediglich mit einem Wanderstab bewaffnet rannten die beiden übrig gebliebenen Hobbits auf mich zu. Arme Narren, sie würden als nächstes ihre Ahnen treffen… so dachte ich jedenfalls.

Mein Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Jemand hatte mich von hinten überrascht. Es drehte sich alles, als der Boden näher kam. Ich spürte kaum noch den harten Aufprall, dann bereits legte sich Dunkelheit über meine Augen.

Druswyn schrak auf. Schweißgebadet blickte sie sich hastig um. Ihr Kopf dröhnte vor Schmerz, sodass sie sich wieder zurücksinken ließ. Ihr Atem ging noch immer schnell, als sie eine dumpfe Stimme in ihrer Nähe vernahm. Es stank fürchterlich, doch sie konnte nicht genau sagen, nach was.

Wenn sie sich so umblickte, wollte sie auch gar nicht wissen woher der beißende Geruch kam. Es war Nacht und sie lag in einer Zelle. Das Moos war über den Boden gewachsen, denn ohne ein schützendes Dach über dem Kopf regnete es oft auf diese Steinplatten. Eine Fackel war an eine Steinwand nahe dem Zelleneingang befestigt. Sie flackerte etwas durch das Lüftchen, welches hier ab und an wehte.

Druswyn strich sich mit ihrer, vom Matsch überzogenen Hand das rötliche Haar aus dem Gesicht. Es klebte durch den Schweiß an ihrer Haut. Ein kurzer Blick in eine der Wasserpfützen am Boden verriet ihr in der Dunkelheit nicht viel. Aber sie vermutete, dass sie wie ein Schwein aussehen musste.

Jetzt viel ihr erst auf, dass sie sich frei bewegen konnte. Die Hand- und Fußfesseln wurden offensichtlich durchtrennt. Vorsichtig blickte sie sich erneut um, ihr Kopf dröhnte noch immer. Doch sie konnte im ersten Moment niemanden erkennen, der sie vielleicht befreit haben könnte. Lediglich eine erneute, dumpfe Stimme drang an ihr Ohr.

Da bemerkte sie, dass sie auf etwas lag. Es war ein dreckiger Leinensack, welchen sie unbewusst als Kissen genutzt hatte. Jedoch war er viel zu groß, um darin nur Vorräte zu lagern. Zudem blickten ein paar matschige Stiefel am unteren Ende heraus. Vorsichtig stieß sie noch einmal gegen das Bündel.

Beantwortet wurde dies mit einem dumpfen stöhnen. Für Druswyn hörte sich dies nach Schmerzenslauten an. Sie tastete ihre Kleidung ab. Vielleicht hatten ihre Entführer ja eine Waffe übersehen. Aber dies war unwahrscheinlich. Immerhin hatten sie ihre komplette Rüstung entfernt. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch etwas am Leibe trug.

Die junge Menschenfrau seufzte und versuchte nun also den Strick, welcher den Sack an den Beinen der darin gefangenen Person festhielt, mit bloßen Händen aufzuknoten. Ihre verdreckten Hände waren durch den Matsch ziemlich glitschig und auch der Strick war halb durchgeweicht und nur schwer zu packen.

Leise fluchte sie vor sich hin, als das eine Ende des Strickes abriss und sie so erst recht nicht den Knoten aufbekam. Wäre sie dem Schurkenhandwerk nachgegangen, hätte sie sicherlich schon längst eine Lösung gefunden. Aber ohne ein Messer zum aufschneiden kam sie hier nicht weiter.

So rieb sie sich erneut den schmerzenden Kopf und hoffte, dass ihr eine andere Lösung einfallen würde. Nachdenklich betrachtete sie die Gitterstäbe ihres kleinen Gefängnisses. Wie war sie hier nur hergekommen? Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern. Aber lediglich die Erinnerungen an diesen Warg und das tote Hobbitkind kehrten zurück in ihr Bewusstsein. Angewidert versuchte sie diesen Gedanken abzuschütteln.

Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was dieser seltsame Traum zu bedeuten hatte. Sie hörte schlurfende Schritte und legte sich schnell wieder auf den alten Schlafplatz. Etwas zu schnell, denn neben dem aufstöhnen der immer noch gefesselten Person meldete sich auch erneut Druswyns Kopfschmerz.

Als die Wache gerade zu der Zelle kam, hatte Druswyn schnell noch ihre Hände hinter den Rücken gelegt und hoffte, dass ihr zerschlissener Umhang reichte, um ihre Beine zu verdecken.

„Dru, bist du wach?“, fragte der Wachmann mit heiserer Stimme. Druswyn runzelte die Stirn und blickte den Mann in der viel zu laut klappernden Rüstung matt an. Kannte sie ihn?

Ein boshaftes Grinsen machte sich auf den Lippen des Mannes breit. „Ich hoffe du hast gut geschlafen, Prinzessin…“ Druswyn versuchte sich weiterhin daran zu erinnern, ob sie diese Person schon einmal gesehen hatte. Der Schlag auf ihren kopf war wohl doch etwas stärker als sie zuerst angenommen hatte.

Der Wachmann blickte sich prüfend um, bevor er ein Schlüsselbund herausholte. Er war auch hierbei viel zu laut und es dauerte eine Weile, bis er den passenden Schlüssel zu der Zelle gefunden hatte.

Druswyn ahnte schlimmes. Es war mitten in der Nacht, die anderen Wachen hatten vermutlich feste Plätze, an denen sie aufpassen sollten. Wären ihre Fesseln nicht aus unerklärlichen Gründen verschwunden, hätte dieser stinkende Kerl vermutlich eine wehrlose Frau vor sich. Druswyn entschied sich, erst einmal die angeschlagene zu spielen und beobachtete den Wachmann weiterhin aus nur halb geöffneten Augen.

Quietschend öffnete sich die Zellentür, als der Wachmann herein trat. Vorsichtshalber schloss er diese wieder hinter sich und schloss ab. Die Zelle hatte genügend dunkle Ecken, in die man von außen nicht blicken konnte. Immer noch grinsend schlurfte er zu Druswyn. Als er dann vor ihr stand blickte er hämisch auf sie herab.

„Ich hätte nie gedacht, dass du einmal vor mir im Dreck kriechen würdest, Dru.“, während er dies sagte, öffnete er den Waffengürtel und legte diesen neben sich ab. Bald darauf folgte der Gürtel seiner schäbigen Lederhose, welche mit ein paar Ketten und Platten verstärkt war.

Angewidert blickte Druswyn zu dem Kerl auf. Sie wusste zwar noch immer nicht, wer er war, aber es war offensichtlich, dass er sie kannte. Mit heruntergelassenen Hosen packte er Druswyn nun am Kragen. Er hatte offensichtlich vor sie in eine der dunkleren Ecken zu ziehen. Dabei war Druswyn sich sicher, dass seine Kameraden sich dieses Schauspiel mit Freuden angeschaut hätten.

Druswyn nutzte die Gelegenheit und rammte nun ihr Knie in das Gemächt des Wachmannes. Dieser war sich seiner Sache so sicher gewesen, dass er wimmernd auf die Seite viel. Er hatte keinerlei Chance gehabt diesen Angriff abzuwehren. So schnell ihre Kopfschmerzen es zuließen griff sie nach dem Waffengürtel und zog daraus das Schwert.

Der Wachmann lag noch immer zusammengekrümmt am Boden, mit einem hastigen Blick nach draußen, konnte Druswyn vermuten, dass niemand das Scheppern seiner Rüstung beim Aufprall gehört hatte. So griff sie nach dem Leinensack und schlitzte ihn mehr schlecht als recht mit dem Schwert auf. Grummelnd stellte sie dabei fest wie stumpf diese Klinge war.

In dem Sack befand sich ein Mann, welcher offensichtlich zusammengeschlagen wurde, bevor man ihn verschnürt und in diesen Sack gestopft hatte. Aber er schien wenigstens bei Bewusstsein zu sein. Wohl aus Mitleid befreite sie ihn von den restlichen Fesseln und nahm ihm den Knebel ab. Jede Bewegung bereitete ihm Schmerzen, dass sah Druswyn ihm deutlich an.

Doch hatte sie sich zu sehr mit dem Gefangenen beschäftigt, ein kräftiger Hieb in ihren Nacken ließ sie vornüber direkt auf den gerade befreiten sacken. Dieser konnte sich einen erneuten Schmerzenslaut kaum verkneifen. Auch Druswyn hatte vor Schreck glatt das Schwert fallen gelassen. Ein schmerzhafter Tritt in ihren Rücken ließ sie aufkeuchen.

„Das hast du dir wohl so gedacht!“, tönte der Wachmann wütend hinter ihr. Druswyn wandte sich herum, sodass sie nun auf dem Rücken lag und trat nach dem rechten Arm des Wachmannes. Das Messer, welches er in der Hand gehalten hatte, flog gefährlich nahe an ihrem Gesicht vorbei und blieb neben dem Gefangenen im Boden stecken.

Doch der Wachmann packte ihren Fuß und riss ihn herum, sodass man ein knacken hören konnte. Druswyn riss die Augen auf und Schrie, als sie spürte wie ihre Knochen zerbarsten. Tränen des Schmerzes schossen in ihre Augen, was ihren Blick stark einschränkte. Blind tastete sie nach dem Schwert, doch die Wache riss sie an ihrem Bein zurück, was ihr weitere Schmerzen bescherte.

Nur der Gefangene, welcher noch immer am Boden lag, vernahm das surren in der Luft, als der Pfeil sich seinen Weg geradewegs in den Hals des Wachmannes suchte. Sein über Jahre geschultes Gehör konnte dies vernehmen. Obwohl ihn alles schmerzte, griff er nun selbst nach dem Messer neben ihm und zog es aus dem Boden.

Die Wache gurgelte und spuckte Blut, als der Pfeil in seiner Lebensader versank. Nur wenig später tauchte ein weiterer Mensch in der Zelle auf. Er hatte eine Kapuze ins Gesicht gezogen und betrachtete die beiden noch Lebenden.

„Ich bin Amdir. Helft mir, zwei Hobbits aus den Fängen der Schwarzwolds zu befreien… ich helfe euch, hier herauszukommen.“

Druswyn hievte sich mühsam wieder auf und presst die Lippen aufeinander, als sie den gebrochenen Fuß aufsetzen wollte. Amdir hielt ihr einen Wasserschlauch entgegen, welcher mit einer wohlriechenden Flüssigkeit gefüllt war.

„Trinkt dies, es wird eure Schmerzen lindern. Das muss reichen bis wir hier raus sind.“

Druswyn nickte und nahm ein paar Schlucke des Kräutersaftes. Auch der Gefangene erhielt etwas davon. Die meisten seiner Wunden waren zwar nur oberflächlich, aber es reichte dennoch um genügend Schmerzen bei jeder Bewegung zu verursachen. Mehr schlecht als recht waren die drei nun Kampfbereit und machten sich auf die zwei Hobbits aus den Fängen der Schwarzwolds zu befreien.

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