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Druswyns Geschichte

Träume

Der Himmel war dunkel, die Sterne nicht zu sehen. Ich sah den Blutmond. Ich konnte den Krieg riechen… konnte die Angst spüren. Ich sah sie, meine Begleiter in dieser – meiner letzten – Schlacht. Ihre Gesichter waren von Sorge geziert. Wir wussten alle, dass der Kampf aussichtslos war. Doch es war ein gut angelegtes Opfer. Viele andere Dörfer würden so genügend Zeit haben zu einem sicheren Ort zu gelangen. Zeit. Das war es was wir ihnen gaben.

Ich sprach meine Gebete gen Mond, ich bat nicht um Sieg. Nur um Hoffnung, die uns stärken sollte. Nie hatte mich einer meiner Waffenbrüder beten gesehen. Niemals dachte ich, dass es einmal nötig gewesen wäre. Doch diese Nacht würde ich sterben, das wusste ich.

Ich sprach ihnen Mut zu, meine Stimme erklang über die Ebene. Mit hocherhobenem Schwert pries ich ihre Fähigkeiten an. Ich bestärkte sie in ihrem Wissen, dass sie für eine gute Sache sterben würden. Sie alle waren sehr gute Krieger. Vielleicht sogar die besten, die der Orden noch hatte.

Dann konnten wir den Feind bereits riechen. Die Schlacht kam in rasanter Geschwindigkeit über uns. Ich sah viele meiner Freunde und treuen Gefährten fallen, bevor ich selbst meinem Richter gegenüberstand. Meine Rüstung war bereits von vielen Speeren durchstoßen worden. Die Wunden spürte ich mit jeder Bewegung. Vermutlich hielt mich nur noch der Schmerz am Leben.

Der Krieger war nicht besonders groß und trug in jeder Hand eine Waffe. Seine Rüstung war darauf ausgelegt nicht zuviel zu behindern und dennoch genügend Schutz zu bieten. Fast schon zu Beginn des Schlagabtausches durchstieß eine seiner Klingen meinen Schwertarm. Mühsam parierte ich die weiteren Schläge mit meinem Rundschild.

Mit einem Tritt stieß der Schwertmeister mich zu Boden. Ich konnte mich kaum aufsetzen, ich kämpfte schon zu lange… zwei blutige Nächte hatte ich auf diesem Schlachtfeld schon gesehen. Die Schlacht auf dieser Ebene wütete bereits zehn Tage… ich hoffte dies war genug Zeit, die wir ihnen verschafft hatten… und genügend Verluste bei unserem Feind.

Aus den Augenwinkeln konnte ich einen Krieger des Ordens sehen, der auf den Schwertmeister zu rannte und dessen Aufmerksamkeit mit seinem Kampfschrei auf sich lenkte. Bitter erkannte ich meinen Schüler. Er sollte an meiner Statt die Truppen als Heermeister weiter anführen, wenn ich es nicht schaffen würde… Doch er fand noch vor mir ein Ende. Sein Blut klatschte mir ins Gesicht, als sein Kopf an mir vorbeirollte.

Voller Zorn konnte ich mich noch einmal aufstemmen. Ich riss aus einem toten Kameraden einen Speer und stürzte mit dessen Spitze auf den Schwertmeister zu. Die Schlacht tobte um uns herum und ich wusste, es würde niemand übrig bleiben, der von Heldentaten berichten könnte. Mit einem Fluch auf den Lippen rammte ich den Speer in den Schwertmeister. Im gleichen Zuge sah ich seine beiden Klingen auf meinen Hals zurasen…

Ein Angstschrei hallte durch das Gasthaus „zum tänzelnden Pony“. Einer der Hobbits viel vor Schreck aus – einem von vieren – Bett, rappelte sich auf und stemmte die Hände in die Seiten. Verschlafen betrachtete er die Menschenfrau, welche aufrecht in ihrem Bett saß.
Druswyn atmete schwer und Angstschweiß war auf ihrer Stirn zu sehen. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie erkannte, dass es nur ein Traum gewesen war. Sie schaute sich um, hier im Schlafraum war sie vorerst sicher. Dennoch rieb sie sich unbewusst mit einer Hand ihren Hals.

Wenig später ging sie in den Schankraum, zielstrebig in jene dunkle Ecke, in der er immer saß. Geistesabwesend setzt sie sich neben den Schurken und starrte vor sich hin. Andromos war etwas verwirrt. Die morgendlichen Sprüche von ihr blieben heute aus. Es war – soweit er sich erinnern konnte – der erste Morgen, an dem sie nicht auf ihm herumhackte.

Als die Schankmaid die Schalen mit Suppe auf den Tisch knallte, zuckte Druswyn zusammen – als wäre sie erst jetzt richtig erwacht. Andromos schmunzelte, was die Hauptfrau aber in dem Schatten seiner Kapuze nicht sehen konnte.

„Ich hörte, man hat dich heute Nacht ins Bett tragen müssen…“, erwähnte er eher beiläufig. Druswyn schaffte es heute irgendwie nicht so richtig, ihn böse anzusehen.

„Ja, war wohl doch etwas viel Bier… ich weiß nicht einmal mehr, wer mich hinaufgetragen hat… nur an diese Elbe kann ich mich noch erinnern… Ennadub. Sie wartete solange am Bett, bis ich eingeschlafen bin.“, ihre Stimme war leise und sie räusperte sich. Irgendwie schmerzte ihr Hals.

Andromos schlürfte die Suppe lautstark, bevor er auf den Punkt kam: „Hast du heute Nacht wieder schlecht geträumt? Du siehst aus als hättest du einen Mondlauf nicht mehr geschlafen… Bier solltest du wahrlich nur den Männern überlassen.“ Bereit, einer Ohrfeige auszuweichen grinste er sie frech an.

Druswyn murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und starrte in ihre Suppe. Sie hatte in der Tat schon länger das Gefühl, sie würde nicht wirklich schlafen. Was mit dem reißen von Hobbitkindern als Warg anfing hatte sich mittlerweile zu einer Schlacht entwickelt, welche sie Nacht für Nacht erlebte. Ganz so als wäre sie selbst mitten im Geschehen… das einzige was das ganze verband war der Mond, welcher immer über ihren Träumen wachte.

Nachdenklich blickte sie auf jenen Stuhl in der Schenke. Noch vor ein paar Tagen hatte dort dieser Jäger gesessen… Er hatte den beiden im großen Hügelgrab zur Seite gestanden. Gemeinsam mit diesem Zwerg… Druswyn runzelte die Stirn als sie etwas erkannte.

„Seit wann kennen wir Tarodor und Targosh nun?“

Völlig verwirrt antwortete Andromos ohne Fragen zu Stellen: „Vier Tage.“

„Vier… seit vier Nächten sehe ich diesen Turm… ob das einen Zusammenhang hat?“

„Turm? Wovon redest du? Ich rate dir wirklich vom Bier ab. Du redest ja nur noch wirr.“

Doch Andromos erhielt lediglich nachdenkliches Schweigen von ihr als Antwort. Was ging nur wieder seltsames in ihr vor?

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