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[Enigma] Ende

Niklas saß in dem kleinen Waldstück, das an Tarots Grundstück grenzte. Die Sonne hatte gerade ihren höchsten Punkt erreicht, als er wieder die Augen öffnete. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, das Meditieren war immernoch eine schwere Sache – er hatte einfach nicht genug Zeit mit Acid verbracht, geschweige denn ihm gut zugehört was das betraf. Er blickte vor sich auf den Boden.

Da lag er immernoch, nur einen Meter von ihm entfernt lag das zusammengeschnürte Kind mit dem Pflock im Herzen. Niklas sah darin nicht mehr als ein Monster, dass vielleicht ein Monster geschaffen hatte. Spice.

Niklas erhob sich aus dem Schneidersitz und griff nach dem Leichensack, in dem Enigma lag. Er wickelte diesen auseinander, sodass nur noch das Öffnen des Reißverschlusses fehlte, um der Sonne ihren Weg auf das untote  Fleisch zu bahnen. Niklas zögerte einen Augenblick. Die Gedanken tobten immer noch in seinem Kopf, die Meditation hatte dem keine Abhilfe geschaffen.

War das Richtig? War er nicht selbst auch nur ein Monster, wenn er ihn jetzt vernichtete? Er könnte ihn hier liegen lassen und seinem Schicksal überlassen, aber wer wusste schon was dies bereithielt… Niklas legte Zeige- und Mittelfinger an die Stirn und konzentrierte sich. Es war kaum etwas zu spüren, er hatte die gesamte Quintessenz aufgebraucht für die letzten beiden Zeitsprünge, der zu Raziel hatte ihn schon ans Äußerste getrieben, was tat man nicht alles für seine Freunde. Aber der Sprung jetzt, um  wenigstens das loslösen der Apokalypse zu verhindern… Niklas ließ die Hand wieder sinken. Er war völlig leer. Ausgelaugt und vor allem Müde. Aber er wollte nicht schlafen. Er konnte nicht, solange diese Kreatur noch existierte.

Niklas griff nach dem Reißverschluss und ein Blitz durchzuckte seine Hand. Mit einem Knall flog Niklas rückwärts und schlitterte über den Boden, bis dieser ihn vollends stoppte. Irritiert erhob er sich und klopfte den Waldboden von sich ab, wobei seine rechte Hand immernoch schmerzte. „Fuck!“

Etwas regte sich in ihm, er  hielt sich die Hand und ging wieder zum Leichensack. Dieser war unversehrt, als wäre garnichts passiert. Misstrauisch drehte er ihn hin und her. Woher kam dieser  Schlag?

Ehe er einen weiteren Versuch starten konnte den Leichensack zu öffnen, hob ihn etwas von den Füßen. Niklas flog wieder ein paar Meter durch die Luft, doch er sah nicht wirklich, was ihn da an den Schultern gepackt hatte, etwas flirrendes, helles vernebelte seine Sicht. Der Baum splitterte, als Niklas gegen ihn schlug. Er hörte seine Knochen knirschen und rutschte haltlos daran hinab. Wieder landete er im Waldboden. Ein Schatten machte sich in seinem Geist breit, welcher gierig die Wut aufnahm, die in Niklas hochstieg.

„Zeig dich, du Pisser!“, es war mehr ein Keuchen als ein wirklicher Ausruf, mühsam rappelte er sich wieder auf. Schmerz und Müdigkeit war eine unschöne Kombination. Das helle Flirren kam näher.

Niklas hob eine Augenbraue, das Wesen, welches vor ihm in der Luft hing war einfach zu bizzar und unwirklich. Vampire und Werwölfe okay, aber….Engel?

Der Schutzengel hob bestimmt sein Schwert und zeigte mit der Klingenspitze auf Niklas. Dieser drehte die Schultern etwas, in der Hoffnung das Druckgefühl damit abzubauen und meinte: „Okay, okay. Dir liegt was an dem Kind, hab verstanden.“, dann machte er Anstalten sich einfach herum zu drehen und den Engel allein zu lassen.

Ruckartig riss er sich wieder herum und stieß sich mit den Füßen vom Boden ab, während die Zeit um ihn herum still zu stehen schien, der Schatten in ihm trieb ihn an, spendete ihm Energie, die er gar nicht hatte und ließ seine Hände mit zersetzender Macht zuschlagen. Mitten ins Gesicht des geisterhaften Lichtwesens…

Niklas machte einen unvorhergesehenen Salto nach vorne, als sich die Energie des Schutzengels entlud. Wieder krachte er in den Waldboden, dieses mal sogar richtig tief. Kurz kam ihm der Zweifel auf, ob es das wirklich Wert war. Doch das Schwert des Schutzengels sauste auf ihn nieder und die Dunkelheit in ihm reagierte instinktiv: Er rollte sich zur Seite, einen Arm nach vorn gestreckt. Mit einem Knall löste sich ein Feuerball aus der Handfläche und krachte ebenso laut auf das Lichtwesen. Niklas Ohren dröhnten, die Realität schien Wellen zu schlagen, dort wo das Feuer entlangrauschte.

„Fu…“, weiter kam er nicht, als sich alles zu Teilen schien. Der Himmel über ihm brach auf, zerrissen strömte Regen hinaus, obgleich die Sonne schien. Niklas meinte hinter dem Riss die Sterne sehen  zu können, bis ihm bewußt wurde, dass die hellen Punkte viele kleine Lidlose Augen waren. Sie strömten aus dem Riss wie ein schwarzer Schwarm, der wiederum schlangenartig durch den Himmel segelte. Niklas war gebannt von dem Anblick. Der Geleeartige Schwall kam direkt auf ihn zu.

Sein Avatar jaulte auf und riss ihn abermals hoch, er sprang aus der Grube, schnellen Schrittes über den Teppich aus Federn zu dem Leichensack. Wenn sie ihn schon holen sollten, dann würde er wenigstens das noch beenden. Er war fast da.

Wieder gab es einen Knall, eine Druckwelle hob ihn von den Füßen, sodass er direkt zu Enigma rauschte. Er griff daneben, verfehlte ihn knapp  und fing sich erst wieder zwei Bäume weiter. Was war das nun wieder, hatte er den Schutzengel  nicht geröstet?

Niklas stemmte sich hoch und erstarrte. Das riesige Wesen mit den Hörnern, dem Schlangenkörper und den Klingen statt Händen ließ sein Herz einen ungesunden Hüpfer machen. Das Dämonenweib hatte eine der Klingen bereits in dem Engel versenkt, als der Augenschwarm die Richtung von Niklas zu dem Dämon wechselte. Niklas war nicht fähig sich zu bewegen, dieser Tag wurde irgendwie nicht besser.

Ein ungesundes Knirschen und ein weiterer Baum krachte um, Niklas schloß die Augen und fluchte innerlich auf seinen Avatar, welcher drauf und dran war dieses Dämonenvieh anzugreifen. Was machte es eigentlich hier? Ob ihn wohl der Engel angelockt hatte? Niklas schaute nach dem Leichensack, welcher mittlerweile auch von den Klingen aufgespießt wurde. Das schien erledigt, nun konnte er rennen.

Er wartete den Augenblick ab, an dem die Realität nach dem Dämon griff und sprintete los. Diese seltsamen Augen umhüllten das Höllenbiest, sollte Niklas nur Recht sein. Er hatte keine Lust  von der Realität gefressen zu werden, aber das mit dem Feuerball musste er sich merken…

Hinter ihm hörte er noch das immer lauter werdende Knistern, als würde sich Feuer schnell ausbreiten. Ein kurzer Blick zurück blendete ihn fast, als die Lichtsäule aus dem aufgeschlitzten Leichensack strömte. Fast war ihm, als rauschte ein Symbol an ihm vorbei.

Dann fiel er  über eine Wurzel und stieß sich den Kopf.

Published inRollenspiel-Storys

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