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Arschkarte

„Er quält sich, willst du denn nichts tun?“, die traurigen Augen Evas berührten sein Herz. Beide hatten ihren Blick auf das Zelt gerichtet, in dem Eevee und Cuervo verschwunden waren.

Tarot hatte seine Hände auf dem Gehstock liegen, der vor ihm stand und lauschte für einen Moment einfach nur. Er nahm die Gespräche der Gäste auf und filterte darunter das leise Wimmern Cuervos heraus.

Eevee sagte nichts, sie strich ihm einfach über den Kopf. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Es war alles zuviel. Sie zweifelte an sich selbst, würde niemals so sein wie Eva oder sonst irgendjemand der Mächtigen. Sie war nichts weiter als ein Mensch inmitten von Übernatürlichen Kreaturen. Mit einer Aufgabe, der sie nicht gewachsen war. Sie hatte doch schon in ihrer Zeit versagt, reichte einmal denn nicht? Sie betrachtete das häufchen Elend auf ihrem Schoß. So würden die Menschen alle enden, denn es waren nur Menschen. Keine Superkräfte oder ewiges Leben. Zerbrechlich in Geist und Körper. Sie hatte es selbst erlebt. Seuchen, Vampire, Hass. Hier gab es sogar weitaus mächtigere Kreaturen als die Vampire in ihrer Welt. Das Ende stand bevor und Eevee war sich ziemlich sicher, dass die Menschen es nicht überstehen würden. Wäre ihr Bruder doch nur bei ihr, er war so mächtig und wusste über alles Bescheid. Er war immer so klug und hatte es immer irgendwie geschafft sie aus jeder Problemsituation heraus zu holen. Auch wenn sie ihm das wohl nie gesagt hatte – sie brauchte ihn. Obwohl es in ihrer Welt so übel war, hatte sie irgendwie das Bedürfnis dorthin zurück zu kehren – in bekannte Gesichter zu blicken und diesen beschissenen Sand wieder in jeder Ritze zu spüren. Die gleißende Sonne auf dem Haupt, die Waffen im Anschlag und Spider im Nacken.

„Hey, wenn du nicht gleich aufhörst zu flennen fange ich auch noch an…“, sprach sie während ihre Tränen längst über ihre Wangen liefen. Dann senkte sie ihren Kopf und legte diesen auf Cuervos Schulter, da er auf der Seite lag, seinen Kopf in ihrem Schoß, das Gesicht zwischen den Händen versteckt.

Es war eher ein Murmeln, als sie ihre Gedanken leise aussprach: „Wir Menschen haben echt die Arschkarte gezogen in diesem Spiel.“

Published inRollenspiel-Storys

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