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Bloodlust

Alles brannte.

Das erste Mal seit langer Zeit spürte er so intensiv die Temperatur von etwas. Und es tat höllisch weh. Erst die Umarmung des kalten Wassers, das ihn mit einem lauten Platschen begrüßte, löschte die Flammen die seinen Körper eingefangen hatten. Doch vor seinem geistigen Auge sah Sarkra noch mal die Geschehnisse des Tages ablaufen, die ihn letztendlich hierher geführt hatten, während er bewegungslos im Wasser umher trieb.

Das Gespräch mit Niklas, das einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen hatte. Er hatte so abweisend gewirkt, so anders als zu dem Zeitpunkt wo sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Er erinnerte sich noch genau daran, wie er ihn an diesem schicksalshaften Abend vor der Haustür hatte stehen lassen und lachend mit seinem Motorrad davon gefahren war. Es war doch nur ein Witz unter Freunden gewesen…
Doch die Zeiten waren wohl vorbei, es würde nichts mehr so sein wie früher mal. Weder ihre Freundschaft, noch ihre Persönlichkeiten.

Raziel… er hatte sie getötet, mit seinen eigenen Augen hatte er das gesehen. Gesehen wie ihr Kopf an seinen Füßen vorbei gerollt war und ihr Körper zu Staub zerfallen war. Doch sie wollte ihn nicht loslassen wie es schien. Immer noch verfolgte sie ihn, spielte mit ihm. Die Anderen schienen sie nicht wahr zu nehmen, also musste sie ein Geist oder so etwas sein. Und sie machte es ihm nicht gerade leicht sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Mit diesen Kleidern, diesen lasziven Spielen die sie mit ihm trieb… und hatte er sich das nur eingebildet? Lüstern dachte er daran zurück was sie mit ihm gemacht hatte als er in der Lagerhalle von Tarot gepflockt worden war. Wenigstens wusste sie jetzt seine Qualitäten zu schätzen.

Der Schmerz kehrte zurück, es war als hätte ihn jemand mit Säure überschüttet, einfach alles tat weh. Und dazu gesellte sich der Durst.

Dass sie Spice dann so schnell gefunden hatten grenzte fast an ein Wunder. So wenig war ihnen bisher so problemlos gelungen, dass es falsch wirkte sie nicht aus den Händen eines Monsters befreien zu müssen. Und danach dieser unnötige Streit bei Tarot. Muna stellte sich an als hätte er ihr ne Kette angelegt und wäre dazu übergegangen sie wie ein Schosshündchen mit sich rum zu führen. Wenigstens ein bisschen Dankbarkeit hätte sie ihm schon entgegenbringen können, schließlich hatte er ihr Leben ausgehandelt. Ihr Unleben, aber besser als gar nix. Sie war doch die, die im Haus versagt hatte. ER hätte einfach raus spazieren können. Doch er war Enigma was schuldig gewesen, weil er ohne ihn nie an den Rätseln vorbei gekommen wäre. Und Muna… sie war nur da rein geschlittert. Er konnte ihr eigentlich nichts vorwerfen, aber dass sie jedes Maß an Dankbarkeit unterband und ihn ankeifte, das machte ihn wütend.

Fast so wütend wie sein eigenes Unvermögen. Schluss mit coolen Auftritten, hätte der Typ näher an ihm gestanden wäre er jetzt sicher einen Kopf kürzer. Aber er lebte, mehr schlecht als recht. Man konnte nur von Glück und zu dünnen Wänden reden.

In dem Moment wollte er aufschreien, als jemand seinen Körper berührte und festhielt, doch seine Laute kamen unter Wasser nicht weit. Es wurde noch schlimmer. Als er am Rand angekommen war schliff man ihn einfach weiter über den Boden. Das Gras war noch erträglich, aber dann kam Schotter und Asphalt und seine Augen rollten in den Hinterkopf als ihn Schmerz überrollte der fast noch schlimmer war als der der Flammen vorher. Und er konnte nichts dagegen tun. Sarkra schaffte es gerade mal ein Auge zu öffnen, mit dem er sah, dass er eine Spur aus Blut und Wasser hinter sich herzog, schon wurde er in ein Auto verfrachtet.
Zuerst erkannte er es nicht, dann kamen aber die Umrisse der anderen in sein Sichtfeld und er mutmaßte, dass er sich in Cyrils Auto befand. Er lag auf der Rückbank und schaute über die Mittelkonsole. Da saß noch jemand…

Er schrie innerlich auf, biss aber die Zähne aufeinander als er sich eine Ohrfeige von Raziel einfing. Sie hatte wieder den kurzen Rock angehabt und vor dem Schaltknüppel gesessen, wie vorhin auch schon. Doch da hatte sie ihn zusehen lassen…

„Du elender Versager! Wag es ja nicht mich noch mal anzuschauen.“

Er schaffte es nur ein paar schwache Worte zu murmeln: „Aber ich… das Licht, das Feuer…“

„Jaja, wie immer, nichts als Ausreden für dein Versagen parat. Ein weiterer Tag an dem ich bereue mich nicht für Niklas entschieden zu haben. Ich meine, die anderen hier, Miss Vampirmädchen und das hässliche Computerhirn, die können sich auch nicht mit Heldentaten brüsten, aber wenigstens haben sie ÜBERHAUPT etwas hinbekommen. Du hingegen bist gerannt wie ein Mädchen…“

Eigentlich wollte er sich die Ohren zu halten um das nicht mehr hören zu müssen, doch er konnte sich kaum bewegen. Wenn doch nur jemand einen Pflock zur Hand hätte, dann wäre das wenigstens ein bisschen besser zu ertragen.
Ihre Hasstirade auf ihn wurde je unterbrochen, als er hörte, wie der Sitz vor ihm quietschte. Muna kam in sein Sichtfeld, verschwommen zwar, aber er konnte sie erkennen. Sie war grausam zugerichtet, ihre Haut war überall gesprungen wie ausgetrockneter Sand  und das Fleisch darunter sah brutal roh aus. Sie streckte ihm ihren Arm entgegen und öffnete die Vene.

„Tu das bloß nicht! Ich warne dich, wenn du diesen Körper noch einmal spüren möchtest, dann weigere dich irgend etwas von ihr zu nehmen.“

Doch Raziels Worte schafften es kaum in seinen Gehörgang. Sein Blick war auf den roten Saft gerichtet der nun Munas Unterarm hinab lief und er hörte ihre Worte laut und deutlich. Er war durstig und sie gab ihm von sich aus.

Ohne lange weiter zu überlegen schlug er seine Zähne in ihren Unterarm.

Published inRollenspiel-Storys

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