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Cuervos Erinnerungsschübe

Sein Blick gleitet über die Leichen vor dem chinesischen Palast. Ihr Blut klebt überall an ihm, es riecht nach Magie. Erst jetzt, wo er wieder darüber nachdenkt kommt sein Verfolger hinter dem Versteck hervor. Langsam wendet er sich diesem zu und blickt in dessen entsetztes Gesicht. Die zwei sprechen altes japanisch miteinander.

„Bruder! Warum hast du das getan?!“, sein Verfolger kommt näher. Er ist unbewaffnet und scheint außer Atem zu sein. Der Mond beleuchtet hell sein Antlitz. Nur schwer kann er dem Drang wiederstehen seine Aufregung mittels des Fluches noch zu verstärken, also blickt er ihn einfach an.

„Rede mit mir!“, sein Verfolger packt ihn an den Schultern und rüttelt daran, in seinem Gesicht steht die Fassungslosigkeit: „Ich habe alles gesehen! Wie du ihre Körper auseinander gerissen hast! Du hast sie alle getötet, nicht nur die Wachen. ALLE!“ Das schütteln wurde heftiger: „Mit deinen bloßen Händen, deine Klinge ist sauber. Verdammt! Warum?!“

Die Arme fühlen sich taub an, als er zum Griff des Daitō greift und dies ein Stück aus der Saya zieht. Kein Tropfen Blut ist auf der Klinge. Der Blick trübt sich rot, als er den Verfolger wieder ansieht.

Dieser lässt ihn augenblicklich los und stolpert wenige Schritte zurück: „Nein! Bitte sag, das dies nicht wahr ist.“ Er wischt mit dem beigefarbenen Ärmel über das Gesicht, sodass sich darauf die blutige Träne fängt. Sein ganzer Körper spannt sich an, als er den rötlichen Streifen auf seiner Kleidung sieht.

„Du hast den Dämon in dir, Bruder. Du hast ihn nicht besiegt… ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen.“, der Blick schweift in die Ferne. Er versucht sich zu erinnern, was passiert ist, aber seine Gedanken antworten nur mit Chaos. Dann spürt er die Hände seines Verfolgers an seinen Wangen, zwingen ihn diesen wieder an zu blicken. „Hör zu, Bruder. Noch ist nicht alles verloren. Du bist immer der Willensstärkste von uns gewesen, du kannst den Dämon vielleicht nicht vernichten, aber du kannst ihn bezwingen. Lass ihn nicht dich auslöschen, hörst du? Hörst du?“

Der Verfolger wird zum kleinen Bruder, endlich erkennt er ihn. Dafür wird ihm ein Lächeln geschenkt: „Ich wusste, das du da noch drin steckst. Hör zu, ich habe viel über die Lebensesser erfahren, sie begleiten unsere Familie schon immer. Nicht alle von ihnen sind Monster, die sich von ihrem Dämon lenken lassen. Vater kann dir helf- NEIN!“, weiter kommt der Bruder nicht. Der letzte, taube Blick hängt an dem Armbrustschützen, bevor alles verschwimmt.
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„Du hast mir immer Hoffnung gegeben.“, er streicht dem kleinen Bruder über den Kopf. Sein Bruder bewegt sich aus der zusammengekauerten Haltung zu ihm, umklammert ihn mit den Armen: „Du musst auf unsere Schwester aufpassen, Bruder.“

„Hey, das ist kein Abschied. Nur weil… du zu einem Lebensesser geworden bist, heißt das nicht, dass wir uns trennen müssen.“, er atmet die Magie ein, nach der sein kleiner Bruder riecht und fährt fort: „Sie fürchten das, was ich bin, aber solange du meine Hoffnung bist, wird mich der Dämon niemals besiegen. Du weißt es besser als sie, sie sind alt und leben von Vorurteilen, die sie Erfahrung nennen. Du kennst mich.“

Der kleine Bruder schluchzte bitterlich und brachte kein Wort hervor. Der Mond ließ sein Haar wunderschön leuchten.

Published inRollenspiel-Storys

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