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Die Schändung

Gemächlich schritt Benedikt zu seinem am Boden liegenden Sohn. Seine Kleidung war durchlöchert, Blut klebte in Hüftgegend… und es rann welches zwischen seinen Fingern hindurch, die er gegen den Hals presste. Owen sah ziemlich ramponiert aus und atmete schwer. Als er Benedikt erblickte sah er ihn vorwurfsvoll an: „Du hättest mir ja mal helfen können.“

Benedikt betrachtete Owens Hals, aus dem es immernoch blutete und schüttelte den Kopf. Anschließend sah er sich um, suchte den Boden  mit den Augen ab und ging, als er die Pistole unter den Holztrümmern gefunden hatte, auf sie zu.

„Haben sie dich also mit Kugeln so sehr fertig gemacht, dass du tatsächlich deinen Schutzkreis aufgegeben hast?“, bemerkte er kühl.

Owen zog sich eine der Kugeln aus dem Bein, ehe er die Wunde mit etwas konzentration schloss. Das fleisch wuchs vor seinen Augen zusammen, doch das war nur äußerlich. Der Schmerz blieb und für eine vollständige Heilung würde er Sophies Hilfe brauchen.

„Verdammt, wie  konnte das passieren? Drei Vampire in der Kirche!„, ächzte Owen.

Benedikt schritt langsam wieder zu ihm zurück. „Es ist schade, dass du erst jetzt erkennst wie gefährlich sie wirklich sind. das sie nichteinmal Halt vor den Häusern Gottes machen. Niemand ist irgendwo vor ihnen sicher, mein Sohn.“

Owens Blick wanderte zu seiner Pistole, es war ein goldenes Kreuz darauf. Benedikt legte gerade den Zeigefinger in den Abzug. „Nein! Warte! Ich werd‘ nicht zum Vampir!“, Owens Augen weiteten sich, darüber hatte er bis eben gar nicht nachgedacht. Dieses Vampirkind hatte ihn böse erwischt.

Die Waffe zeigte nun mit dem Lauf auf Owens Kopf, Benedikts Gesicht war eine zornige Grimasse: „Sie werden alle brennen für das was sie dir angetan haben und wenn ich die ganze Stadt anzünden muss. Sie kommen hier mit Waffen herein und hinterlassen meinen Sohn als einer von ihnen? Sie zerstören die Kirche und trinken das Blut meines Nachkommen. Sie werden brennen, alle!“, die Pistole zitterte.

„Vater!“, Owen hob beschwichtigend seine freie Hand „Ich habe dir doch schonmal erklärt, dass man nicht bloß durch einen Vampirbiss gewandelt wird. Glaub mir doch, wenigstens das eine Mal!“

„Ich habe selbst gesehen was mit solchen Leuten passiert, Owen…“, in Benedikts Stimme schwangen Emotionen mit, die Owen Jahrelang vermisst hatte. Jetzt, wo er seinen Sohn verloren sah, quollen Zorn und Verzweiflung hervor. Mitgefühl und Angst. Wenn Owen tot war blieb ja nur noch Sophie…und was sollte er schon mit ihr anfangen. „Es tut mir leid, aber ich muss dich töten, bevor du mich tötest. Ich weiß, dass du die Blutsauger nie so gehasst hast wie ich, aber du willst auch keiner von ihnen sein.“

„Natürlich nicht, aber das werde ich auch nie! Eher sterb‘ ich… aber nicht heute. Herr Gott, du willst mich doch nicht in einer Kirche erschießen!“, Owen zog sich mühsam hoch, sodass er aufrecht saß.

„Nicht!“

Dann hallte ein Schuß durch die Kirche. Owens Augen waren weit aufgerissen.

Benedikt stand wie versteinert da, ließ die Pistole langsam sinken.

In der gleichen Bewegung fiel ihr lebloser Körper, Owens Arm schnellte hervor um sie aufzufangen.

„Sophie!“, schrie er entsetzt. Das Blut quoll aus ihrem Ausschnitt hervor und tropfte auf den Boden. Noch während sich eine Blutlache unter den Geschwistern bildete, ging Benedikt einen Schritt zurück. Das Blut breitete sich Aderförmig auf  dem Boden der Kirche aus und bald ergriff es von allem Besitz, es war wie ein Höllenschlund, der sich auftat.

Benedikt sah die hasserfüllten Augen seines Sohnes auf ihm ruhen, während die Kirche sich langsam in Dunkelheit hüllte.

„Nein… was habe ich getan. Oh, Herr!“, flüsterte Benedikt erführchtig, blutrote Fäden flossen die Wände der Kirche hinauf und tropften in schwingenden Säulen wieder auf den Boden. Es war ein bizarres Bild in das sich ein furchteinflössendes Lachen mischte. Er kannte dieses Lachen.

Dann rannte er zurück zum Gemeinschaftsraum, Gebete flüsternd. Hinter ihm wurden Sophie und Owen von der allgegenwertigen, erstickenden Schwärtze verschluckt.

Dein Bann ist gebrochen, Benedikt. Ich bin  frei., ertönte es donnernd in seinem Kopf.

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