Zum Inhalt

from the land of the rising sun

Eevee seufzte und betrachtete Cuervo, der am Boden lag und an die Zeltdecke starrte. Seine Augen waren leer und er schien geistig abwesend zu sein. Sie steckte die Waffe weg und hockte sich neben ihn, stieß ihn mit der Faust gegen die Schulter an. „Hey!“

Da er nicht sofort reagierte, griff sie seine Schulter und schüttelte diese: „Hey, aufwachen Prinzessin!“

Cuervo blinzelte und bewegte immerhin die Augen zu ihr, ohne sich sonst zu rühren oder etwas zu sagen.

„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt wie lästig du bist?“, ihr Blick hatte etwas strafendes an sich: „Erst scheint die ganze Welt Angst vor dir zu haben und jetzt bist du nichts weiter als ein jämmerlicher, wehleidiger Haufen Elend. Da wo ich herkomme überlebst du mit der Einstellung keinen Tag. Überhaupt bist du nur Ballast. Falls dus nicht mitbekommen haben solltest, wir sollen die Welt retten, da können wir uns solche Schwächlinge nicht leisten. Sogar meine schwangere Mutter hat mit ihrem starken Willen mehr erreicht als was du dir nur im entferntesten erträumst.“

Er wandte den Kopf von ihr ab und starrte in die andere Richtung.

„Das ist echt zum kotzen mit dir.“, grummelte sie nun. „Weißt du was… wenn dein Leben so scheiße ist, werde ich dich nicht aufhalten es zu beenden.“, sie zog die Pistole und warf sie auf seine Brust. „Falls du das wenigstens hinbekommst heißt das.“

„hottoite!“, maulte Cuervo zurück.

„Oh, hey du kannst reden. Toll… und jetzt bitte in einer Sprache die ich auch verstehe!“, sie stieß ihn wieder an.

„Lass mich in Ruhe.“, jetzt blickte er sie wieder an.

Sie grinste schief: „Ich habe mir sagen lassen, dass draußen die Sonne scheint. Kommst du mit raus aus diesem…. Heiligtum?“

Er wollte sich gerade wieder abwenden, als sie ihn einfach auf die Beine zog. Etwas verwirrt leistete er keinen Widerstand, als sie mit ihm aus dem Zelt huschte und ihn durch den Wald zog. Ein paar Äste schlugen in sein Gesicht, als sie Evas Garten verließen. Sie standen auf einer Lichtung des Stadtparks. Tau lag auf dem Rasen und die kühle Luft verursachte Gänsehaut unter Cuervos dünner Kleidung. Eevee rubbelte sich ihre Arme und war ein paar Schritte vor ihm stehen geblieben.

Es war sehr still, als wartete die Welt in friedlicher Ruhe auf die goldene Scheibe am Himmel. Sie küsste den Horizont, der sich orange färbte und aus dem warmen Strich wurde langsam eine Wölbung als die Sonne aufging. Das Licht schillerte durch die Blätter, warf lange Schatten auf den Boden und weckte die Tierwelt im Stadtpark auf. Mit einem Mal waren die Vögel zu hören, die Bäume rauschten sacht im Wind, der Geruch des feuchten Grases stieg auf und es war Cuervo als atmete die Welt um ihn herum auf, schöpfte neue Energie nur durch das Sonnenlicht.

Er stand im Schatten der Bäume und rührte sich nicht vom Fleck. Ihm war kalt und er kniff die Augen zusammen. Sie schmerzten, als hätte er sie noch nie benutzt. Sie waren nicht an das Sonnenlicht gewöhnt – niemand war ihr länger fern geblieben wie er. Die erwartete Trägheit blieb aus, sein Körper wollte jetzt nicht ruhen. Im Gegenteil, der Anblick des Lebens um ihn herum war angenehm. Eevee packte ihn am Arm und zog ihn aus den Schatten. Jetzt wehrte er sich, stemmte sich dagegen – und merkte wie schwach er geworden war. Das junge Mädchen schleifte ihn in den Sonnenschein. Cuervos Magen knurrte und er spürte das er kaum Energie hatte, das er sich deshalb nicht wehren konnte. Ihm war etwas schummrig.

Die warmen Lichtstrahlen durchdrangen seine nachtgeschädigte Haut mühelos und trafen mit angenehmer Wärme auf. Die Kälte verschwand rasch, er rechnete noch immer damit in Flammen auf zu gehen. Aber trotz der Stiche passierte es nicht. Seine Haut war beinahe durchsichtig, sie hatte der Sonne nichts entgegen zu setzen, da sie nicht darauf trainiert wurde – es war zu lange her. Dennoch… ein Kribbeln durchströmte Cuervo. Es war ein angenehmer Schauer. Er erinnerte sich nicht richtig, aber er wusste viel angenehmes mit dem Tag zu verbinden. All das schöne, was die Nacht verdrängt hatte, hing am Tag. Wie konnte er das nur vergessen?

Eevee durchbrach die Stille, als sie nun beide in Sonnenlicht getaucht auf der Lichtung standen: „Sie bedeutet Erlösung. Sie bringt das Licht. Sie vertreibt die Kreaturen der Dunkelheit. Sie erzählt vom Frieden.“ Es klang wie ein Schwur. Hier in dieser Welt trafen die Worte noch mehr zu als in der Wüste, wo die Sonne erbarmungslos auf alles brannte. Eevee betrachtete die Straße, dir durch den Stadtpark führte. Es waren keine Dämonen zu sehen, stattdessen schlängelte sich nun der morgendliche Berufsverkehr über die Straße. Spaziergänger durchstreiften den Park, der ein oder andere Jogger machte seine morgendliche Tour.

So standen die Beiden da und betrachteten das Schauspiel des Alltags, welches süßer nicht sein konnte. Es war, als war tagsüber die Welt verschont vor der Dunkelheit, welche die Dämonen und alle anderen Kreaturen über sie brachten.

Ihr kamen die Tränen, vorsichtig blickte sie zu Cuervo, ob er sie auch ja nicht weinen sehen würde. Sie musste schmunzeln, als sie sah, das es ihm genauso ging. In stillem einvernehmen blieben sie noch lange dort stehen ohne ein Wort zu sagen.

Die Welt war schön.

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert