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GENESIS

Stimmung

Cyril hörte ein gleichmäßiges pulsieren in seinen Ohren, es klang beinahe wie früher, als er noch ein Mensch war und der eigene Herzschlag durch die Ohren rauschte… doch es war irgendwie – mechanischer – und damit bedrohlich. Vorsichtig öffnete er seine Augen einen Spalt. Vor diesen tanzte nun ein Lichtermeer. Er blinzelte einmal und die vielen kleinen Lichtpunkte formten sich zu einem ganzen, die täuschung des Sehsinns war perfekt: Vor ihm leuchtete ein Bildschirm und wieder nicht. Es war einfach ein Rahmen, der das Bild projezierte – welches dementsprechend in der Luft hing.

Cyrils Augen huschten über das was ihm dort gezeigt wurde. Bekannte Codeschnippsel ratterten herunter. Er riss die Augen auf und wollte sich aufstemmen, doch er kam keinen Milimeter weit. Er war mit Lederriemen an die Leige gebunden auf der er lag. An seinem Kopf waren mehrere Kabel durch Saugnöpfe und Kontaktpaste befestigt. Soweit er das sehen konnte, führten diese direkt in ein Gerät… und von dort in die Gestalt neben ihm, welche ebenfalls festgebunden war. Allerdings waren die Kabel hier nicht mit der Haut verbunden, sondern führten direkt in den aufgeklappten Schädel. Die mechanischen Innereien des Cyborgs waren dadurch sehr gut zu sehen.

Cyril rüttelte weiter herum, doch er war einfach nicht kräftig genug um sich loszumachen. Wieder blieb sein Blick auf dem Bildschirm hängen, der Codefluss stoppte und in roten Lettern blinkte ein großes ERROR auf. Das bedrohliche Pulsieren wurde mit einem Fluch vermengt und vor Cyrils Sichtfeld erschien eine ihm nicht ganz unbekannte Gestalt. Der Toreador antitribu mit dem Tattoo der vetrockneten Rose auf dem Handgelenk. Dieser leckte sich über die Lippen und lächelte boshaft: „Oh, du bist ja wach. Hervorragend.“

Er sprang auf Cyrils Liege und setzte sich auf dessen Brustkorb, ergriff Cyrils Gesicht am Kinn und deutete mit der anderen Hand auf den Bildschirm: „Dann kannst du mir bestimmt sagen was das soll.“

Cyril schloss die Augen wieder und sagte nichts.

„Ach, du willst nicht mit reden. Vielleicht kann ich dir ja auf die Sprünge helfen.“, Cyril hörte ein Feuerzeug schnippen, dann das sanfte verbrennen von Papier. Die Glut der Zigarette spürte er vor seinem Gesicht. Cyril öffnete die Augen wieder, sein Gegenüber fuchtelte mit dem brennendem Ende der Zigarette vor seinem Gesicht herum.

„Du brauchst deine Augen ohnehin nicht mehr, sie versauen das Gesamtbild…“, er tätschelte Cyrils Wange grob und grinste. Dabei kamen Piercings zum Vorschein, die um ein paar Zähne gelegt waren. Überhaupt war dieser Kerl ziemlich zerlöchert und sah aus als wäre er einem Sadomaso-Film entlaufen. Sogar ein Halsband hatte er, wem er wohl gehörte?

Cyril konnte nicht weiter darüber nachdenken, da ihn ein Schmerz durchzuckte. Die brennende Zigarette hatte ihren Weg zu seinem rechten Auge gefunden, es stank nach verbranntem Fleisch und Asche. Cyril schrie – kniff beide Augen zusammen – fletschte die Zähne – keuchte – war rasend vor Schmerz. Als sich der Schleier langsam zuzog sah er noch, wie dieser verdorbene Toreador herzhaft lachte. Ihm schien das alles Spaß zu machen.

Published inRollenspiel-Storys

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