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[Huan]Nacht zwischen dem 02.06. und dem 03.06. – „Varium et mutabile semper fe

Es war still. So still.Ich war wieder wach. Die Sonne musste untergegangen sein. Ich öffnete die Augen und fand mich in dem Raum wieder in dem Tarot mich zurückgelassen hatte. Mich aufrichtend erinnerte ich mich an Spanks Worte, die er glaube ich in der kurzen Zeit, in der wir uns kannten, mehrere tausend Mal wiederholt hatte.

„Du brauchst Blut, um alleine deine Existenz zu erhalten. Also musst du jeden Tag trinken! Vergiss das nie Kid hörst du? NIE!“

Langsam wurde ich ganz wach und trat noch einmal zum Kühlschrank, um noch einen Blutbeutel zu leeren. Erst dann trat ich hinaus und sah mich um. Die Anderen schienen noch zu schlafen. Ich hatte gestern von einem Computerraum gehört. Also ging ich dort hin. Tarot hatte gestern gesagt das wir alle auf der Roten Liste standen. Zumindest alle, die bei der Kirche waren. Was uns alle einschloss. Den Einzigen den sie nicht kennen konnten war ich. Ich hatte die ganze Zeit einen Helm getragen und dazu war ich nicht beim Prinzen gemeldet. Das machte es jetzt nicht besser, aber ich wollte dennoch wissen was durch die Medien gegangen war. Gut. Es war schon fast zwei Wochen her, aber so ein Ereignis blieb lange in den Medien und das Internet vergaß nichts. Man musste nur wissen was man suchen musste. Ich hatte da eine recht genaue Vorstellung wo ich suchen musste.

Die Rechner waren allesamt nicht die neuesten Modelle aber fürs Internet reichte es locker. Ich musste nicht einmal lange suchen. Schon bald füllte sich mein Bildschirm mit Bildern, Videos und Berichten. Es war unglaublich die User im Netz hatten bereits die Videoaufnahmen auseinander genommen und einzelne Gesichter in einzelne Bilder umgewandelt. So war wirklich jeder zu erkennen der dort gewesen war. Ich konnte mich, mit Helm und Spank ausmachen. Ich sah Markus und Enigma. Ich sah auch den Werwolf, der mein Motorrad zertrümmerte. Und noch viele weitere Gesichter, die ich nicht zuordnen konnte. Aber das machte mir keinen Mut.

Immerhin konnten sie weder mich identifizieren noch konnte ich Muna auf dem Bildmaterial erkennen, was mehr als seltsam war.

Schließlich beließ ich es aber dabei und suchte mehr nach meinem nächsten Ziel. Der Jakobi Kirche hier in Hamburg. Wir sollten sie entweihen. Aber die Maskerade war….was hatte Tarot gesagt?

„The Masquerade is over!“

Er hatte recht. Wir konnten nicht mehr einfach durchs Portal marschieren und tun was wir wollten. Es war verdammt nochmal ein heißes Pflaster dort draußen geworden. Aber in Kirchen gab es immer anderen Eingänge. Ich suchte mir einen halbwegs aktuellen Grundriss der Kirche und es stellte dann auch kein Problem dar eine alte Karte der Katakomben auszugraben, die unter der Kirche verliefen. Dazu eine Karte der Kanalisation von Hamburg und voila. Da war ein weiterer Eingang. Gut wir mussten durch die Kanalisation aber so kämen wir in die Kirche ohne gesehen zu werden.

Markus war inzwischen am Nebenrechner und begann sich scheinbar auch die Bilder und Videos anzusehen, die vom Kirchenkampf handelten. Dabei kam er auf ein Video, welches ich selbst nicht angesehen hatte. Aber was da über die Bildschirm flimmerte verpasste mir einen Stich. Ich dachte erst ich hätte mich getäuscht und sah mir das Video bei mir noch einmal an. Und tatsächlich hatte die Gestalt, die dort auf den Werwolf schoss Tamaras Gesicht. Ich konnte es nicht glauben.

„Nein, nein, nein das kann nicht sein…!“

flüsterte ich.

„Was kann nicht sein hm?“

fragte Markus, als er das hörte.

„Das da…diese Frau, die uns gepflockt hat…das ist Tamara. Sie ist…naja…meine Freundin und eigentlich ein Ghul von Spank. Aber wie kann sie ihn Pflocken?“

Sie musste eine Zwillingsschwester haben, oder aber jemand hatte sie kontrolliert? Wie war es sonst möglich das sie Spank und mich gepflockt hatte? Ich meine mich verstand ich ja noch. Aber wie hatte sie es geschafft ihren Sire zu Pflocken. Gab es da nicht etwas was sie davon abhalten sollte?

Ich griff nach dem Telefon, welches neben dem Rechner stand, während Markus den Raum verließ. Spanks Handynummer wählte ich aus dem Kopf. Nach wenigen klingeln ging er auch ran. Auch, wenn er sich nicht meldete, war ich mir sicher das er es war.

„Spank. Kann ein Ghul seinen Sire Pflocken? Ich dachte das wäre ihm durch das Blut nicht möglich!“

Er antwortete nicht. Aber das machte es nicht besser.

„Du hast sie gesehen oder? Du wusstest es. Aber wie hat sie das gemacht? Hat sie jemand kontrolliert?“

„Wenn das so ist dann wäre…dann ist das schlimm!“

„Ich werde sie fragen Spank.“

„Sei vorsichtig Kid. El Diablo ist unterwegs. Sei vorsichtig in den Kirchen!“

„Du auch El Viécho. Vergiss nicht das wir noch eine Menge flambieren wollen!“

„Pass auf dich auf.“

KLICK

Das Gespräch stürzte mich in noch mehr Verwirrung. Aber es half alles nichts. Das war eine Straße bei der ich gerade nicht weiter kam. Ich konzentrierte mich also wieder darauf mir die Karten der Kirche, der Kanalisation und der Katakomben einzuprägen.

Nach zwanzig Minuten, die ich nun auf den Monitor gestarrt hatte, ging plötzlich der Bildschirmschoner an. Oder anders gesagt. Der Bildschirm wurde einfach schwarz. Kurz war ich verwundert, dann bewegte ich die Maus, aber es tat sich nichts. Nach wenigen Sekunden erschien dann in grünen Leuchtlettern.

Knock Knock

Auf den Bildschirm. Mein erster Gedanke war, bin ich nun Neo in der Matrix aber ich antwortete:

knock knock?

Komm doch mal runter. Den Gang durch und das letzte Zimmer links.

Ich stand auf und folgte der Anweisung in den Keller des Gebäudes. Als ich durch die Tür trat standen Markus, Spice, Niklas und Cyril auf Plattformen um einen steinernen Sarkophag herum. Enigma stand davor und schien ihn öffnen zu wollen. Aber seine Kraft reichte scheinbar nicht.

„Guck an die Zerstörung ist wieder da!“

tönte Markus, was ich mit einem giftigen Blick quittierte und mich anschließend an Cyril wand.

„Warst du das mit dem Computer?

Fragte ich Cyril mit einem Seitenblick.

„Ja!“

War ja klar. Ich will manchmal wissen wie er das macht. Dann fiel mir etwas auf. Er hatte kein Symbol mehr auf der Stirn. Wieso wurden alle ihre Symbole los nur ich nicht? Ich schob den Gedanken beiseite.

„Was ist los?“

war meine erste Frage, nachdem ich die Situation ganz in mich aufgenommen hatte.

„Naja wir versuchen den Steinsarkophag zu öffnen, es ist auch alles eingerastet. Aber der Deckel rührt sich nicht. Irgendwas fehlt.“

antwortete mir Cyril, bei dem mir jetzt auch auffiel, dass er kein Zeichen mehr hatte. Genau wie Niklas, dessen Zeichen ich nun geerbt hatte. Wie konnte das sein?

„Soll ich dem Kleinen schieben helfen?“

Ich ging langsam auf den großen Steinblock zu. Er war Schmucklos. Beinahe unbehauen und trotzdem waren die Plattform mit kunstvollen Symbolen verziert. Ich berührte den Deckel leicht mit den Fingerspitzen. Nur ganz leicht und trotzdem bildeten sich Risse im Stein. Sie breiteten sich schnell über die gesamte Oberfläche aus und der Deckel brach ins Innere. Meine Kraft weitete sich aus.

Markus holte schließlich eine zerstörte Holzschatulle aus den Trümmern, aus der uns Staub entgegen rieselte. Er konnte auch beim vorsichtigen Auspacken nur noch einen Fetzen alten Pergamentes erkennen auf dem zwei Worte geschrieben standen. Einmal war es der Name Jaenne und dann das französische Wort für Liebe.

Ich dachte erst das vielleicht Muna fehlte und nicht ich, aber dann meinte Cyril es könnte wie in einem Brief gemeint sein, Also „In Liebe Jeanne“. Das wäre natürlich auch möglich und mir am liebsten. Nur wir mussten wissen was dort stand. Leider war der Sarkophag und der Inhalt zerstört. Wieder war die Lösung Niklas. Er meinte noch das es in diesem Haus beinahe zu leicht wäre Magie zu wirken. Und so drehte er wieder an der Zeit. Der Sarkophag setzte sich wieder zusammen aber dann begannen sich die Wände zu verändern. Sie wurden erst grober dann schließlich einfacher Fels. Die Tür die vormals eine Glastür gewesen war, war nun plötzlich eine aus Holz und der Raum hatte sich mit Bierfässern gefüllt.

„Was ist denn nun los?“

schoss es mir durch den Kopf.

„Wohl ein wenig zu weit!“

meinte Niklas und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Na ganz toll.“

griente ich.

Stimmungsmusik

Jetzt erklangen Schritte von draußen. Schnell versteckten wir uns hinter den Bierfässern. Kurz darauf traten auch zwei Gestalten ein. Eine davon hielt ein Holzkästchen in der Hand. Sie ging zu dem Sarkophag und legte das Kästchen hinein. Dann sah sie sich kurz um und ging wieder hinaus. Als sie die Tür öffnete stand eine weitere Gestalt da, aber ich konnte sie von meinem Standpunkt aus nicht genau sehen. Auf jeden Fall hatte sie graue Haut. Dann ging die Tür wieder zu. Langsam schälten wir uns alle aus unseren Verstecken.

„So wie stabil ist Pergament, wenn es noch nicht so alt ist?“

„Stabiler, es ist Tierhaut.“

Während Markus und Enigma darüber diskutierten, wie sie nun an das Kästchen kommen sollten griff Cyril, wie schon Raziel durch den Sarkophagdeckel hindurch und nahm das Kästchen einfach heraus.

„So geht’s natürlich auch.“

„Ah jetzt verstehe ich wieso sie mir diese Folge eingebläut hat!“

Cyril klatschte sich die Hand vor die Stirn.

„Was meinst du Cyril?“

fragte Muna.

„Na diese Zeichenfolge hier.“

Er zeigte uns die Zeichen die scheinbar ein Schloss darstellten.

„Das heißt du weißt wie du das Ding aufkriegst?“

„Jep!“

Und kurz darauf konnte er sie tatsächlich öffnen und entnahm der Schatulle ein Tagebuch. Es war aus Pergament gewickelt und als Cyril es aufklappte fluchte er lautstark. Seine Reaktion konnte ich nachvollziehen, denn das ganze Tagebuch war in Runenschrift geschrieben. Soweit ich wusste war das eher eine Rituelle Schrift, nicht geeignet für ganze Sätze. Aber Muna wusste mehr und konnte sie sogar teils lesen. Aber es würde zu lange dauern es jetzt zu übersetzen. Also beschlossen wir wieder in unsere Zeit zurückzukehren.

„Aber was ist, wenn das Buch zerfällt, wenn wir wieder nach vorne Reisen?“

„Gibs mir. Ich kann mir diese paar Seiten einprägen und es dann kopieren.“

Für diesen Satz erntete ich skeptische Blicke aber ich vergaß nunmal nicht. Muna überreichte mir das Buch und ich setzte mich an die Wand. Die verschnörkelten Linien und Symbole brannten sich in meinen Geist, der durch nichts gestört wurde. Ich blendete die anderen komplett aus und so verbrachte ich etwa eine Stunde damit mir die dreizehn Seiten einzuprägen. Schließlich klappte ich das Buch zu.

„Ok ich habs.“

„Und du Cyril?“

„Ich denke ich kann ihn ergänzen.“

„Gut dann zurück in unsere Zeit.“

„Wann denn?“

„Etwa zwei Sekunden, bevor wir verschwunden sind. Ich möchte hören was Dero und Tarot noch besprochen haben.“

„Gut dann mal los.“

„Warte Niklas! Verdammte Scheiße nicht! Spice ist noch im Sarg!“

In diesem Moment steckte diese auch den Kopf durch den durchlässigen Sarkophagdeckel.

„Was?“

„Komm da raus Spice. Niklas will uns zurückschicken.“

„Ja ich komme ja schon!“

Dann stellten sich alle wieder auf die Plattformen und Niklas konzentrierte sich. Aber es geschah gar nichts.

„Was soll das Niklas. Wieso passiert nichts?“

„Ich weiß auch nicht. Es müsste eigentlich gehen…“

„Das heißt wir sitzen hier jetzt fest? Ich meine uns macht das nichts aus. Ich würde ja zu gern Tarots Gesicht sehen, wenn er das erste Mal hier herein kommt. Aber unsere beiden Menschen werden das wohl nicht allzu gut verkraften.“

Meine Stimme wurde dabei immer lauter und ich merkte richtig, wie ich mich in eine Raserei hineinsteigerte. Das Tier war zwar satt aber trotzdem riss es die Barrieren langsam nieder un heulte vor Freude auf.

„Wir müssen uns einfach alle konzentrieren!“

meinte Spice und seltsamerweise wurde ich auch ruhiger. Das Biest in mir zog sich zurück. Kauerte sich hin, wie als wenn es von einem Dompteur mit Peitsche und Stuhl gebändigt worden wäre. Ich atmete tief durch, obwohl ich das nicht mehr musste.

„Warte Muna? Nimm du das Buch. Ich habe keine Lust, dass es zerfällt, wenn ich es in der Hand habe.“

Ich reichte Muna also das Tagebuch zurück und Niklas begann wieder sich zu konzentrieren. Diesmal schien es zu funktionieren. Ich fühlte einen Sog auf den Sarg zu. Stemmte mich dagegen, dann plötzlich war die Kraft verschwunden und ich wurde nach vorne gerissen, genau wie alle anderen. Wir stürzten übereinander und brauchten erst einmal einige Momente, um uns auseinander zufriemeln. Von oben war ein leises „Chiep“ zu hören. Mein Blick wanderte nach oben und erblickte Cyril, der dort in der Decke hing und Munas Küken, das ihm auf dem Kopf herumpickte.

Die Scherze die wir auf Cyrils kosten machten und die sehr warme Szene zwischen Markus und Cyril hoffe ich zu vergessen, auch wenn das wohl nie geschehen wird. Wichtig war nur das, dass Buch noch ganz war. Nur konnte ich mich darüber nicht wirklich freuen. Ich hatte zu viel Erfahren. Tamara hatte Spank und mich gepflockt. Alle standen auf der Roten Liste außer mir und nicht zuletzt hatte der Deckel des Sarkophags sich unter meiner Berührung einfach aufgelöst. Wieder wanderten meine Gedanken in mein Inneres. Bilder kamen wieder hoch. Tamaras Gesicht, wie es sich zu einer Grimasse verzerrte und mich aus den weißen Laken ansah, während sich das große Bett entfernte. Spanks gesenktes Haupt, als wir von dieser Beautrice weggingen. Der Deckel der unter meinen Fingern zerbröselte. Das Spanks welches vor sich hin brannte. Tamaras Gesicht unter dem Umhang, der uns pflockte.

„Feruerzeug bitte!“

Ich schreckte hoch. Tarot war hereingekommen und sah mich erwartungsvoll an. Ich ging also zu ihm und hielt ihm mein Zippo hin. Die Flamme züngelte ruhig in ihrem Stahlgehäuse. Aber, als Tarot eine Schriftrolle über die Flamme halten wollte klappte ich es wieder zu.

„Was ist das?“

„Euer Todesurteil.“

„Darf ich es lesen?“

„Klar.“

Er reichte mir die Schriftrolle und ich las.

Darin ging es darum das der Justicar der Brujah alle Brujah, die bei dem Kirchenmassaker dabei waren umgehend (also gepflockt) zu ihm zu bringen. Inklusive aller Vampire, die mit ihnen angetroffen wurden.

Tarot hatte recht. Das war unser Todesurteil. Deswegen lies ich auch da Feuerzeug erneut auflodern und hielt die Rolle hinein, bis sie brannte. Das Papier fiel zu Boden.

Ich hatte zu tun…sehr viel….

Published inRollenspiel-Storys

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