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Politik

Isaac funkelte die Tür finster an, die ihm gerade vor der Nase zugeschlagen wurde. Die beiden Nosferatu, welche die Tür flankierten, blieben davon unbeeindruckt.

Spank hob einen Mundwinkel: „Tut mir leid das sagen zu müssen, aber er hat vollkommen Recht.“

Der Ventrue richtete seine Krawatte neu aus und wandte sich dann zu dem Parlamentär der Gangrel, nun deutlich gefasster: „Ihr solltet bei euren Wurzeln bleiben, zurück in euer Lokal gehen und weiter Blutgetränke an jegliches Vampirvolk ausgeben das zu euch kommt, ganz gleich welche Gesinnung es hat. Auch wenn ihr ohnegleichen Fähigkeiten zu haben scheint die euer Primogen zu schätzen weiß, wäre es doch schade wenn auch ihr ein Ultimatum bekommt, nicht wahr?“

„Eure Hausaufgaben habt ihr gemacht, was nicht anders zu erwarten war. Aber ihr lenkt vom Thema ab, Parlamentär. Als ehemaliger Meister dieser Person steht es ihm durchaus zu die Beherrschung selbst durch zu führen, Ruf hin oder her. Er steckt sowieso schon bis zu den Ohrspitzen drin und es wird euch aufgefallen sein das der Seneschall voller Tatendrang und Unnachgiebigkeit steckt. Nur weil wir im Rat der Erstgeborenen sitzen heißt das noch lange nicht das wir Immunität gegenüber des Prinzenurteils besitzen – keiner von uns. Euer Vorgesetzter weiß wie der Hase läuft, er hat die letzten 50 Jahre diese Domäne verwaltet und man muß ihm zugestehen, dass es während seiner Amtszeit keinen so großen, offenen Angriff auf die Vampirgesellschaft gab wie es vor einem Monat geschehen ist. Er mag sich vielleicht in Probleme verstrickt haben die ihn jetzt den Kopf kosten könnten, aber er hat immer im Sinne der Maskerade gehandelt und kam mit dieser neuen Idee der Spezialeinheit bei der KriPo eigentlich auch gut an. Die Einheit erleichtert einigen die Arbeit, insbesondere dem letzten verbliebenen Sheriff, welcher durchaus überarbeitet ist. Wenn ihr schon von Sicherheitslücken sprecht, solltet ihr vielleicht vorschlagen weitere Maskeradewächter ins Amt zu holen um diese Aufgabe nicht allein auf die Schultern einer einzigen Person abzuladen.“

Isaacs Antwort war nur ein stählender Blick, passend zu der unbeeindruckten Miene. Dieses kleine zögern zeigte Spank das der Ventrue darüber nachdenken musste, ehe er antworten konnte. Das war schon Genugtuung für den Gangrel. „Wollt ihr dem Prinzen also Schlampigkeit vorwerfen?“, Isaacs Frage war gefährlich, die Antwort würde es noch mehr sein, wenn Spank nicht aufpasste.

Der alte Gangrel lächelte freundlich, wie man es bei einem politischen Gegner eben tat: „Nein, es geht hier um Loyalität. Möglicherweise hat der Seneschall richtig gehandelt und den bröckligen Rat ausgetauscht. Ein Prinz ist nur so gut wie die, die zu ihm stehen. Der Machtwechsel war noch nicht gänzlich vollzogen, die Loyalen des alten Prinzen stellten sich gegen den neuen Prinzen und arbeiteten nicht mit ihm zusammen. Erst durch die Amtserhebung zum Primogen wurde gewährleistet das die Zweifler zufriedengestellt sind. Jetzt hat der Prinz alle unter einem Dach, der eine ist loyaler als der andere – aber man merkt langsam das alle an einem Strang ziehen… Fast alle.“ Spank blickte Isaac nun mahnend an.

Firewall gesellte sich zu den beiden Männern und blickte zu der Tür: „Wie hat er sich entschieden?“
Isaac antwortete knapp: „Er ist drin.“
Die Malkavianerin nickte: „Ich hoffe nur, er brät ihm nicht das Hirn.“
Auf Isaacs Blick hin hob sie abwehrend die Hände: „Nicht, dass ich ihm soetwas zutrauen würde. Aber Stix hat in den letzten vier Wochen genug gelitten und meiner Meinung nach hätte man das schon viel früher so machen können.“
Alle Drei blickten kurz zu den beiden Nosferatu-Wächtern, ehe Isaac meinte: „Ihr mögt den Folterknecht nicht besonders, hm?“
Firewall verschränkte die Arme vor der Brust: „Es gibt keine Geheimnisse im Schloß, sollen die Nosferatu ruhig wissen, dass ich mit dieser Form der Informationssammlung nicht einverstanden bin.“
Dann tippte sie Isaac mit einem Finger gegen die Brust: „Und eure Sticheleien mag ich auch nicht. Hört auf alle gegeneinander auf zu hetzen, die Wände haben hier Augen und Ohren und sie können durchaus ihr äußeres auch nach innen kehren, mein Lieber. Wo wird euer Leibwächter sein, wenn ihr euren Clan in Ungnade bringt? Hütet eure Zunge wenn ihr sie behalten wollt.“

Isaac wischte ihren Finger und den damit nicht vorhandenen Schmutz von seinem Anzug: „Ich gebe euch einen Rat, Straßenkind: Ihr solltet keine offensichtlichen Drohungen aussprechen, das könnte man als Kriegserklärung sehen. Ihr vertretet euren gesamten Clan in dieser Domäne und tragt die Verantwortung was mit ihm passiert.“

Firewall schüttelte den Kopf: „Nicht ganz. Das letzte Wort hat noch immer der Primogen meines Clanes. Ich kenne meinen Platz, und ihr?“

Spank versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, es war schwer jetzt nicht zu Grinsen. Aber er beherrschte die Kunst der politischen Schauspielerei durchaus. Es war auch nur in Isaacs Augen zu lesen, wie sehr sie ihn getroffen hatte. Dann lächelte er falsch: „Natürlich, meine Liebe. Glaubt mir, wenn ich an einen anderen Platz gewollt hätte, dann wäre ich jetzt dort und nicht hier. Entschuldigt mich, ich habe noch Papierkram zu erledigen.“, dann ging er nach einem höflichen Nicken.

Firewall spürte Spanks Hand auf ihrer Schulter, nachdem der Ventrue den Raum verlassen hatte. Er nickte ihr kurz zu tat es dem Ventrue gleich. Sie folgte dem Gangrel nach draußen, allerdings schlug sie dann einen anderen Weg durchs Schloß ein. Überall waren die Nosferatu zu sehen, sie fühlte sich zurückversetzt ins dunkle Mittelalter. Ritterrüstungen, Kettenhemden und Schwerter. Die meisten Nosferatu hatten dazu ihre Kapuzen über dem Kopf, insgesamt war das eine stolze Armee des Clanes. Was wohl Serrah davon hielt, das ihr Schloß so in Dunkelheit gehüllt war. Sie musste bei Gelegenheit Wynn danach fragen.

Höflich klopfte sie an die Tür, bevor sie eintrat. Erstaunt blickte sie auf die Muskeln die sich ihr nun präsentierten. Etwas verlegen sagte sie erstmal nichts, bis Vincent den Schreibtisch wieder auf den Boden absetzte, den er gerade für sein Bizepstraining verwendet hatte. Die Narben in seinem Gesicht waren erst der Anfang, wie sie nun bemerkte. Sein ganzer Oberkörper war davon geziert und so fragte sie ihn auch einfach direkt heraus: „Wenn du mir schon deinen nackten Oberkörper präsentierst, verrätst du mir auch was dich zu Lebzeiten so zugerichtet hat?“

„Vielleicht wars ja eine freche Malkavianerin.“, er grinste und zog sich das T-Shirt wieder an. Firewall zog einen Schmollmund und lehnte sich gegen die Tür, durch die sie gerade gekommen war: „Bist du mir immernoch böse wegen meinem Vorschlag?“

Vincent wiegte den Kopf hin und her: „Ich verstehe zwar nicht warum ihr diesem Insekt soeine Chance gebt, aber einen Gefallen bei den Malkavianern gut zu haben ist momentan sehr viel Wert. Ich bin mir sicher, du bist dir dessen bewußt, sonst hättest du es kaum so gehandhabt. Vielleicht komme ich ja noch dahinter, warum du soviel für diesen Abschaum riskierst.“

Firewall seufzte: „Nein, ich führe jetzt keine Diskussion mit dir über den Wert der Clanlosen… aber ich versichere dir, das er noch sehr nützlich sein wird.“

„Fragt sich nur, für wen.“, der Brujah blickte sie prüfend an, ehe er weitersprach: „Was gibt’s neues von den Lackaffen?“

Firewall grinste: „Verrätst du mir jetzt, was dich als Mensch auseinander genommen hat?“

„Bestimmt nicht hier. Wahrscheinlich ist der ganze Raum verwanzt.“

„Warum unterhalten wir uns dann überhaupt hier?“, Firewall legte den Kopf schief.

„Könnte daran liegen sie uns eingesperrt haben.“

„Du kannst jederzeit gehen. Ich denke nicht, dass die Nosferatu dich aufhalten werden.“

Vincent lachte auf: „Ohja natürlich. Damit sie uns gleich am Arsch haben weil wir uns vor wichtigen Entscheidungen drücken und damit nicht Prinzenloyal sind. Wie lange sind wir jetzt schon hier drin? Ich kann weder den Plastikfraß noch die Inneneinrichtung ab und das ganze höfische Getue geht mir auf den Sack! Wenn ich Bock auf sowas gehabt hätte, wäre ich nicht in die moderne Welt gekommen.“

Firewall hob eine Augenbraue: „Ähm… du bist Primogen… das ist deine Aufga-„, sie schloß den Mund einfach wieder ohne den Satz zuende zu sprechen. Sie sollte ihm nicht sagen was seine Aufgaben sind, was er zu tun hat oder wie er sich verhalten sollte. Er war Brujah – keine gute Idee. „Also… Hedeonis hat sich dazu entschlossen die Beherrschung an Stix selbst durchzuführen, damit endlich seine Verbindung zu den Tremere geklärt wird und das Leiden ein Ende hat.“

Vincents Knochen knackten, als er sich wieder entspannte: „Und niemand hat Einwände?“

Firewall schaute fragend. Er schüttelte genervt den Kopf: „Hey, die Ventrue haben immer irgendeinen Trick auf Lager und Beherrschung ist das was sie am besten können von all den Dingen die sie einfach nicht draufhaben. Er war doch sein Ghul, wahrscheinlich sorgt er jetzt einfach dafür, das wirklich niemand mehr an die Sachen rankommt, die Stix weiß. Ich verwette mein Motorrad dadrauf, dass nicht nur die Nosferatu diese Informationen haben wollen. Ich meine – er war mal Prinz, jeder in dem Amt hat Leichen im Keller und wer weiß was sonst noch.“

„Diese Folter war abartig, Vincent. Er hätte doch etwas erzählt, wenn er etwas gewußt hätte. Irgendwann in diesen vier Wochen hätte er doch was erzählt, verdammt! Aber auf mich hört ja keiner!“, sie warf die Hände in die Luft. „Und dann dieses dumme Misstrauen gegenüber Cuervo! Der Prinz ist halt nicht da, um Stix in den Kopf zu gucken – aber Cuervo hätte das auch gekonnt!“, nun setzte sie sich erschöpft in einen der Sessel des Raumes und sah auf einmal sehr niedergeschlagen aus.

Vincent betrachtete sie mit hochgezogener Augenbraue: „Aber der hätte ihn frittiert, meinst du nicht?“

„Ich weiß es nicht… aber den Jungen so zu quälen musste wirklich nicht sein. Über so lange Zeit… das ist nicht nur unmenschlich, das ist…“, sie schüttelte den Kopf, es gab keine Worte dafür.

Vincent wartete ab. Nach einigen Minuten Stille sprach sie leise: „Ich glaube langsam verstehe ich, was das Wort ‚Hass‘ bedeutet.“

Published inRollenspiel-Storys

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