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Restless

Diesmal beendete der Stromschlag nicht den Traum, sondern läutete ihn ein. Es riss mich aus der Tiefschlafphase, die ich mir nach der Anstrengung redlich verdient hatte. Aber ich wachte nicht auf, jedenfalls nicht richtig.

Das erste was ich bemerkte war, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich zerrte an meinen Armen, versuchte, mich auf zu stemmen. Eiserne Ketten hielten mich – es fühlte sich alles kalt an. Auch den Kopf zu drehen war unmöglich, die kalte Metallschelle war auf meiner Stirn zu spüren. Es war dunkel um mich herum. Die Stille war unterträglich. Es war, als hätte man mich meiner Sinne beraubt, ich sah und hörte nichts – und konnte mich nicht bewegen.

Ein weiterer Stromschlag zuckte durch meinen Körper, das war völlig unerwartet. Ich schrie auf.

Irgendjemand trat in mein Sichtfeld. Ich sah die Person nur von unten, ich lag wohl. Meine sicht war verschwommen – aber es wirkte so als schälte sich die Gestalt aus der Dunkelheit. Um ihn herum war noch immer nichts zu sehen. Es war Gambit, seine Mimik war nicht zu deuten, als er sagte: „Ohne dich hätte das ganz anders ausgesehen bei Jasmin.“

Promt erschien auch Jasmins Gestalt, auf der anderen Seite – sie standen sich also gegenüber. Auch sie betrachtete mich: „Ja, ohne dich wäre es nämlich nie soweit gekommen. Wenn du mich nicht angerufen hättest-“

Gambit hob mahnend die Hand: „Wenn Blaze für dich nicht so weit gegangen wäre, wärest du nie auf Jasmin getroffen. Das Übel begann schon viel früher.“

Der Zeitzauber… aber dann wäre ich gestorben. Die Worte der beiden taten weh, mehr noch als die Stromschocks. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen.

Jasmin beugte sich etwas zu mir herunter: „Es wäre besser für mich, wenn du tot wärest, Teshi Tokugawa.“ Ihr Gesicht verwandelte sich in Ton und kam immer näher.

Bevor sie mich berühren und explodieren konnte, packte Gambit sie an der Schulter und riss sie von mir weg. Beide verschwanden aus meinem Sichtfeld und ließen mich in stiller Dunkelheit wieder allein. Ich versuchte noch einmal, mich wieder zu bewegen, was einen erneuten Stromschlag nach sich zog. Aber ich konnte mich endlich aufrichten.

Meine Arme fühlten sich unglaublich schwer an, ich zog sie mehr über den Boden, als das ich wirklich Kraft mit ihnen aufbauen konnte. Sie waren immer noch eiskalt, so kalt wie das Metall auf meiner Stirn…

Meine Atmung setzte kurz aus, als ich meinen rechten Arm betrachtete. Er war kalt, weil er aus Metall bestand! Beim Anderen war es genauso, ab den Schultern abwärts zeigten sich verchromte Metallplatten und meine Finger bestanden aus einzelnen metallenen Stücken, die sich mit irgendeiner Hydraulik bewegten. Panisch sprang ich nun gänzlich auf und stolperte durch die Dunkelheit.

Da war eine unförmige Gestalt, die ich verschwommen wahrnehmen konnte. Umso näher ich kam umso mehr erkannte ich, dass es zwei Gestalten waren. Die Frau war aus Glas und wurde von der anderen Person in den Armen gehalten. Er hatte mir den Rücken zugewandt, aber ihr Gesicht konnte ich erkennen, als ich nah genug dran war.

Es war Inga und ihr gläserner Körper hatte Risse. Hinter dem Glas konnte ich Dunkelheit sehen, die sich bewegte. Es waren die Würmer, sie waren in ihr drin und zerstörten langsam das glas aus dem ihre Hülle bestand.

Der junge Mann drehte sich langsam zu mir um, erst sein Kopf, dann der Rest von ihm. Er starrte mich fassungslos an. Ich hob beschwichtigend einen Arm: „Es tut mir Leid!“

Sein Blick veränderte sich schlagartig, als er meine metallenden Arme entdeckte. Seine Pupillen zogen sich zusammen und wurden katzenhaft, sein Körper wuchs rasend schnell. Auf seiner Haut bildeten sich dunkle Streifen, die zu Fell wurden. Als er mich auf japanisch anschrie, hatte sich sein Gebiss schon zu dem eines Raubtiers verformt: „Du bist tot!“

Er ließ Inga fallen, als er mich ansprang. Mein Blick hing auf ihrem Körper, der auf dem Boden aufschlug und zersplitterte. Die Scherben waren aus Ton.

Dann hatte ich Fell und Pranken vor mir, die meine Arme durchstießen, welche ich schützend vor mich hielt. Er packte mit einer Tigerpranke meinen Hals und hob mich daran hoch, mit der anderen holte er aus.

Akio spuckte mir Blut entgegen, bevor er meinen Kopf zerschlagen konnte. Wir fielen beide hin und er verwandelte sich rasch zurück in seine menschliche Gestalt.

Eine schwarze, nur zu bekannte Klinge ragte aus seinem Brustkorb heraus, dort wo sein Herz war.

„NEIN!“, schrie ich verzweifelt.

Ich folgte mit dem Blick der Klinge bis zum Griff, bis zum Träger des schwarzen Katanas.

Ryuo lachte mich nur an, während der Schwarm der ausgebrochenen Würmer auf mich zukroch, ohne das ich fortkommen konnte. Erst als sie mich hatten, wachte ich endlich aus diesem Alptraum auf.

Published inRollenspiel-Storys

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