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Traum 2 (Tag 7)

„Hey, warte mal… ich glaube, ich habe hier was entdeckt.“, Teshi ging in die Hocke. Irgendwas war dort zwischen den Kisten.

„Vergiss‘ die Kisten, wir bekommen Besuch.“, brummte Ben und zog Teshi an der Schulter, sodass dieser fast hintenüber fiel und schließlich auf seinem Hosenboden landete. Schnell zog er noch die Beine an, damit diese im Schatten verschwanden.

Sie waren zu zweit, eine Person schlurfte mit den Füßen über dem Boden. Sie redeten nicht, aber bewegten sich zielstrebig durch die Lagerhalle hindurch. Teshi erkannte erst, als sie beinahe komplett an ihnen vorbei gegangen waren, dass es gar nicht die Füße waren, die dort schlurften – der Gestalt hing ein Arm so weit hinab, dass dieser hinterher gezogen wurde. Dafür hatte sie nur einen Arm, es sah aus, als hätte man die beiden Arme einfach aneinander gehängt, weshalb das ganze Konstrukt nun zu lang war.

Bens Griff auf Teshis Schulter verstärkte sich, ihm war wohl auch gerade bewußt geworden, mit wem sie es nun zu tun hatten. Charly war nicht alleine hier. Das war gar nicht gut. Teshis Ohren kreisten, bis er sich sicher sein konnte: Es war noch eine dritte Person hier – auf vier Pfoten. Die Katze!

„Komm, wir verschwinden.“, flüsterte Ben und ließ Teshi wieder los. Dieser erhob sich leise und wandte sich zu Ben herum, um zu sehen welchen Weg er nach draußen nehmen würde. Gerade als er Bens grimmiges Gesicht erblickte wurde es dunkel. Jemand hatte das Licht ausgemacht. Nein, halt. Das war gar nicht an gewesen, wo war das fahle Licht geblieben, welches von draußen herein geschienen war?

Teshi kannte das, bereits das letzte Mal war das schon nicht gut gewesen. Ein harter Schlag in seine Magengrube ließ ihn den Boden unter den Füßen verlieren und erst ein Regal hinter ihm fing seinen Flug auf. Irgendetwas rollte über die Regalbretter und fiel – direkt auf Teshis Kopf. Metallend schepperte es, als die Dosen von seinem Schädel auf den Boden weiter rollten.

„Ah, scheiße…“, stieß Teshi aus, während er sich mit einer Hand den Magen und mit der anderen den Kopf hielt. Er konnte gerade noch rechtzeitig die Arme hochreißen, als ihn ein Stakkato aus Schlägen eindeckte. Mühsam blockte er die Schläge ab, versuchte seinen Angreifer wahr zu nehmen. Doch er sah absolut nichts – und sein Gegner schien nichtmal zu atmen.

Teshis Arme brannten und die Angriffe hörten abrupt auf. Blut tropfte seine Ellenbogen hinab, die Schnitte auf den Armen schmerzten. Jetzt hatte er auch kurz Zeit darüber nach zu denken und kam zu dem Schluss, dass es wohl eine Peitsche mit ziemlich scharfen Metallansätzen gewesen sein musste, mit der er gerade angegriffen wurde.

Sie legte sich um seinen Hals und riss ihn auf die Beine. Wer auch immer sie hielt, zerrte Teshi durch den Raum – er stolperte hinterher, versuchte sie von seinem Genick zu lösen, dass gefährlich knirschte, doch er schnitt sich bloß immer mehr die Finger dabei.

„Wann hast du die Kontrolle verloren, hm? Wann war das?“, hallte es herausfordernd durch den Raum.

Teshi stemmte sich nun endlich mit einem Bein gegen die Bewegung, seine Fingerspitzen verformten sich zu Krallen und mit einem kräftigen Hieb zerschnitt er die Peitsche mit den Tierklauen. Die Spannung war weg, sodass er nun einen Schritt rückwärts taumelte, ehe er sich wieder fing.

„Komm raus!“, knurrte Teshi.

„Bin ich doch längst, was kann ich dafür, dass du mich nicht siehst?“, der nächste Hieb ging direkt zwischen Teshis Beine. Der Schmerz betäubte ihn, er ging auf die Knie – mit gefletschten Zähnen. Als er den Blick wieder hob, konnte er mit verschwommener Sicht eine Gestalt erkennen…

Teshi hatte noch einen roten Schleier vor den Augen, als er sich langsam wieder unter Kontrolle hatte. Er stand vor einer Wand, die sehr große Krallenspuren aufwies. Langsam drehte er sich um, prüfte die Lage vorsichtig. Es war wieder still geworden – und das Licht von draußen war wieder da. Teshi machte ein paar Schritte, bis er in einer Blutlache stand – sofort machte er einen erschrockenen Schritt zurück und betrachtete den Boden genauer. Vielmehr – die Leiche.

Teshi schluckte, die Person zerfiel gerade in einzelne, fein säuberlich zugeschnittene Würfel. Doch es reichte, dass man noch erkennen konnte wer es war.

„Ben…“, Teshis Kopf ruckte herum als er Ronjas Stimme vernahm. Sie lief an ihm vorbei zu dem Toten, doch als sie ihn hochnehmen wollte, zerfiel er entgültig in einzelne Fleischbrocken. Ihr schneeweißes Kleid war blutgetränkt. Doch es war nicht das Blut, welches sich in ihrem Stoff nun aufsog – es war ihr Blick, der Teshi einen Stich ins Herz trieb. Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Trauer, Unverständnnis – und Hass.

Teshi senkte den Blick und erkannte, dass seine Hände komplett rot waren. Bens Blut klebte an ihnen…

~*~

RONJA!„, zittrig stolperte Teshi zum Badezimmer. Nein, hier war sie auch nicht! Ein kurzer Blick in den Spiegel offenbahrte, dass er Blut geschwitzt hatte. Er sah scheußlich aus, aber das war gerade seine geringste Sorge.

Hastig blickte er unters Bett, Keks war auch nicht da.

Beinahe wäre Teshi direkt aus der Wohnungstür gestolpert, als sein Gehirn sich endlich dazwischen schaltete. Die Wohnung war mittlerweile völlig durchwühlt – dank seines Fotografischen Gedächtnisses schoß ihm aber der Zettel wieder vors geistige Auge, der unter dem Schlüssel lag. Teshi machte so scharf kehrt, dass er sich beinahe komplett um die eigene Achse gedreht und damit hingeflogen wäre.

Die von Blutschweiß schmierigen Hände drückten sich auf den Schreibtisch, als er die Nachricht las. Langsam verstand er, dass er sich völlig umsonst Sorgen gemacht hatte….oder?

„Scheiße…“, flüsterte Teshi mehr zu sich selbst, bevor er in sich zusammen brach und seine Kleidung nun vollends durch blutige Tränen versaute.

Falls er sich wieder beruhigen sollte, war eine gründliche Dusche nötig!

Published inRollenspiel-Storys

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