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Darkness in your heart

Stimmung

Ich spürte es langsam hochquellen, als Umeko über den Kuei-Jin sprach, der sie versklavt hatte. Bisher war es einfach nur das ungute Gefühl, das sie mir etwas verheimlicht hatte und ich mir nicht sicher war, ob ich wissen wollte was. Sie war auf meinem Prüfstand und wusste das – sie wich mir aus. War das Angst?

Während sie von den Siegeln erzählte, von dem wie der Kuei-Jin vorgegangen war, schwor ich mir, ihm alle Gliedmaßen einzeln auszureißen. Das sie Luigia benutzt hatte, welche mich fast eingeschmolzen hätte und den Wächter manipulierte war für mich seltsamerweise nicht so schlimm. Es war etwas vergangenes, das wir überstanden hatten…

Umeko als letzte ihrer Blutlinie teilte ein ähnliches Schicksal wie ich, sie wusste von Eijiro Oda… ich hatte sie doch nach ihm gefragt gehabt, warum hatte sie mich angelogen? Meine Laune wurde schlechter. Dann führte sie uns in ihren Keller…

Das was ich dort erblickte traf mich wie ein Schlag tief in die Magengrube. Die verschiedensten Emotionen stürzten einfach über mir zusammen und trafen mich mit einem völlig durcheinandergewirbelten Schwall – sie hatten alle eines gemeinsam: Sie waren intensiv. Auf der einen Seite gab es Freude, die Relikte endlich wieder gefunden zu haben – auf der anderen Seite quoll die Enttäuschung hoch und vermengte sich rasch mit Wut über diese Täuschung.

Sie hatte es die ganze Zeit gewusst! Ich hatte sie ein paarmal gefragt, ob sie mir helfen konnte und jedes Mal hieß es, sie konnte nichts herausfinden. SIE HATTE ES DIE GANZE ZEIT GEWUSST!

Die Gespräche um mich herum nahm ich kaum war, ich stand einfach dort – nach außen hin gefährlich ruhig und innen kochte es über. Meine Gedanken überschlugen sich und ich hatte das Gefühl als würde die Dunkelheit, die aus mir quoll um sich peitschen. Am Tag zuvor war ich niedergeschlagen aufgrund der jüngsten Ereignisse, aber das war gar nichts im Gegensatz zu dem, was jetzt in mir vorging. Es tat umso mehr weh, weil ich sie wirklich respektiert hatte als das was sie war, weil ich dachte ich wäre ein wichtiger! Teil von ihrer Existenz. Mein Blut rauschte durch mich hindurch und ich konnte kein Wort sagen, denn ich wusste das es als Ventil dienen würde. Aber ich wollte sie nicht anschreien – warum? Es war etwas ziemlich persönliches, was die Anderen nichts anging. Sie hatte mich verwundet und diese Verwundbarkeit wollte ich nicht öffentlich machen.. aber es musste raus.

Langsam drehte ich den Kopf zu ihr und durchbohrte ihre Augen mit meinem Blick. Es war so einfach ihr meine Gedanken entgegen zu schleudern – und es waren nicht nur Worte, es war Zorn. Ich riss sie völlig aus dem Gespräch mit Ronja.

DU HAST MICH ANGELOGEN ALS ICH DICH GEFRAGT HABE!!!
Ich schmetterte ihr die Bilder und Geschehnisse bei der Menschenfresserin entgegen, die Angst von Ronja und Eve, der Angriff auf mich…die ganze beschissene Situation.
Und wir waren in Gefahr deswegen!
Umeko sackte zusammen und hielt sich die Hände an die Ohren.
Ich habe Himmel und Hölle deswegen in Bewegung gesetzt, meine Freunde in Gefahr gebracht…UND DU WUSSTEST ES DIE GANZE ZEIT
Ja, ich war außer mir vor Wut, ich nahm weder Rücksicht auf die Privatssphäre in ihrem Kopf noch auf die Art, wie ich es ihr in den Kopf ballerte. Sie schaffte es, mich wieder anzublicken und antwortete mir: Ich hatte nie Kontrolle über ihre Handlungen…
Darum ging es nicht, ich wollte ihr noch viel mehr entgegen werfen, aber sie unterbrach mich: „Schließe bitte schnell die Augen, Teshi.“
Nein, meine Augen verengten sich nur, ich konnte den Blick jetzt nicht von ihr abwenden, ich fixierte sie – als Ziel meines Zorns.

Ein grelles Leuchten schleuderte mir entgegen – die Siegel bedachten mich mit einer Rückkopplung – ich war kurz vorm Explodieren! Wutentbrannt verließ ich den Keller und stoppte erst wieder vor meinem Wagen, welchen ich mit einem Tritt bedachte. Mir war zum Morden zumute, ich fühlte mich verraten, hintergangen… ich war kurz davor allein mit Kraft meiner Gedanken zu versuchen meinen Wagen auseinander zu reißen… irgendetwas hielt mich noch am Boden, sodass ich nicht vor Wut in die Luft ging. Der letzte Funken Vernunft zwang mich dazu, mich stattdessen auf die Motorhaube zu setzen – das Meditieren wollte mir nicht gelingen, überhaupt beruhigte ich mich nicht. Aber ich war noch davon entfernt eifach alles in Schutt und Asche zu legen. Diese ganze Situation hatte irgendetwas geweckt, was eigentlich ganz tief in mir verschlossen war. Es war alles ZUVIEL und jetzt schäumte ich über.

Etwas schrie in mir auf, sodass ich Ronjas Worte gar nicht verstand, als sie mich ansprach. Erst bei ihrer Berührung reagierte ich …oder etwas. FASS MICH NICHT AN! Ich griff nach ihrem Handgelenk, konnte mich gerade noch zügeln einfach nach ihrer Kehle zu greifen, um sie zu zu drücken. Sie versuchte mit mir zu reden, aber ich hörte nicht zu – meine eigenen Stimmen war zu laut.
Sie will dich nur wieder manipulieren, sie hat dich an der Leine und du tanzt nach ihrer Pfeife!
Was?
Du hast deine ganze Existenz nicht mehr unter Kontrolle, seitdem sie aufgetaucht ist! Sie glaubt, sie weiß alles! Sie glaubt sie versteht deine Gefühle! Sie ist Gift für dich!!!
Ich bewegte mich wieder, aber ich wusste nicht, was ich ihr sagte. Die Kreatur namens Hass lenkte mich, ich rückte in den Hintergrund. Wieder fasste sie mich an, ich fegte ihre Hand von meiner Schulter, versuchte mich wieder nach vorne durchzuschlagen.
„Du bist die letzte, die vor mir Angst haben muss.“, nie könnte ich ihr etwas tun… oder? Lösche deine Schwachstellen aus, nur so kannst du stark werden!
„Ich habe vor dir keine Angst.“, irgendwas war in Ronjas Augen.
„…oder vor dem was ich werde.“, führte ich meinen Satz fort. Was wurde ich? Töte sie! Es war verlockend… aber nicht jetzt, sie war nicht das Ziel.
Ich konnte ihr nicht zuhören, ich schrie mich selbst nieder. Der Zorn war nicht bereit, seine starke Position einfach so aufzugeben, schon gar nicht wegen Ronja.

Warum war ich zurück im Keller? Die Truhe… Warum ging sie nicht auf?! Denk nach… wo war der Schlüssel? Onoko Nein, nicht zu ihr! sie bewahrte ihn auf. Öffne die Truhe!
„Ich weiß, wo ich den Schlüssel finde.“
Mein Besitz mitgenommen, soviel wie ging. Ronja verfolgt mich….
Und du bleibst hier und wartest.„, Befehlston gegenüber Umeko. Sie gehorcht.

Konzentriere dich auf die Straße… unterdrücke den Drang jemanden um zu fahren… Ronja redet und redet… wie kann ich sie abwimmeln?
„Ich brauche noch etwas Zeit.“
„Aber du musst mit irgendjemandem darüber reden, ja?“
NEIN

Kurze Zeit später stehe ich vor Onoko, ich dränge mich selbst zur Eile. Ich muss diese Kiste öffnen. GIB MIR DEN SCHLÜSSEL! Aber ich komme um ein Gespräch nicht umhin. Wieder diese leeren Worte, die meinen sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Hör‘ nicht hin! Töte sie und nimm dir einfach den Schlüssel, nimm dir, was DIR GEHÖRT! Ich betrachte Onoko und für einen Moment stelle ich mir vor, sie einfach zu erwürgen, sie von ihrem Alter und ihrer Last zu befreien. Es einfach zu beenden, um der alten Frau ihre wohlverdiente Ruhe zu geben. Sie hat über mich gewacht, aber jetzt war ihre Aufgabe beendet… durch meine Hand.

„Du wirst deine Freunde töten und wenn du alles vernichtet hast, was dir lieb war. Dann – dann wirst du erkennen, dass der Weg den du gewählt hast der falsche war.“, Onoko spürte den Zorn und er wehrte sich gegen ihre beruhigende Streicheleinheit auf meinem Handrücken. Es beruhigte mich nicht, es machte mich nervös. Nervös wie ein Tier im Käfig – oder angebunden an…HÖR NICHT HIN!

„Wenn du soweit gehst, wirst du niewieder ein Samurai werden können.“, von einer Sekunde auf die andere war der Hass still in mir. Zerschnitten von der Klinge, die mein Geist führte. Ich erwachte wie aus einem Alptraum und sprang auf. Über was für Zeug hatte ich da nachgedacht? Das Beben verwandelte sich in ein Zittern, während mein Verstand von hinten aufrollte, was passiert war…. oder hätte passieren können. Hatte ich gesagt, dass ich das Vertrauen in meine Freunde verloren hatte? Soviele Lügen gegen mich selbst und was mich antrieb. War es nicht die Zuneigung und vor allem die Sorge um meine Freunde, die mich überhaupt an diesen Punkt gebracht hatte?

Ich wollte zusammenbrechen und einfach mein Licht aus machen. Wie konnte das passieren? Onoko umarmte mich, ihr war vor mir klar, das ich mich gerade noch fangen konnte. Sie bot mir den Schlüssel an und ich zweifelte noch. Das alles konnte wieder passieren… war ich wirklich bereit für mein Erbe?

Ronja! Gab mir einen Schubs: „In dem Moment, wo du es verstanden hast, hast du es dir verdient. Nimm ihn schon.“ Etwas in mir wusste, dass sie Recht hatte. Aber das war es leider nicht, was mich Antrieb. Öffne die Kiste! Wir kehrten also zurück, nachdem wir den ersten Teil der Relikte bei mir in der Wohnung verstaut hatten.

Wir kamen zurück, Umeko saß immer noch an der Stelle, an der ich sie gelassen hatte. Braves Mädchen. Meine Hände zitterten, als ich den Schlüssel in das Schlüsselloch der Truhe steckte. Ich wartete einen kleinen Augenblick, denn ich war immer noch hin und hergerissen.
Akira schaute mich an: „Um es frei heraus zu sagen: Ihr traue ich aber nicht.“, er meinte Umeko. Ich hatte sein Lächeln nicht vergessen, nachdem ich in ihren Kopf mit Magick eingedrungen war.
„Angenommen, ich gebe euch die Kugel nicht…“, fragte ich ihn. Du gibst sie niemandem, sie gehört dir! Dir ganz allein!
„Nun, ich kann nur soviel sagen: Für diplomatische Angelegenheiten schickt mein Clan einen Fuchs…“
Mir gefiel diese unterschwellige Drohung gar nicht… Vernichte ihn einfach, er will dein rechtmäßiges Erbe!
Was hatte Onoko gesagt? Wer dem Hass folgt, wird Einsam werden? Öffne endlich die beschissene Truhe! Einsam, aber mächtig?!

Das goldene Leuchten der Kugel erfüllte mich vollkommen mit einer kindischen Vorfreude, obwohl irgendetwas in mir auch zur Vorsicht rief. Du weißt nicht, was es tut, du kannst die Konsequenzen nicht einschätzen. Alles, was sich in dieser Kiste befand, war für mich bestimmt. War es nicht gut, dass Umeko Oda zuvor gekommen war?

Das war es, ich erkannte es als ich die Kugel berührte. Eine Explosion von Energie, aber es fühlte sich gut an. Das war es doch, was du wolltest? Jaaaaaaa!. Es war so viel, dass es unser Bewußtsein ausknipste. als ich langsam wieder erwachte, stellte ich fest, dass es uns viel Zeit gekostet hatte. Ich blickte mich um. Akira war bereits wach… ich legte die Kugel wieder in die Halterung der Kiste. Er hatte sie nicht genommen, aber ich ignorierte ihn für den ersten Moment. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, nur eine Bestätigung von dem, was ich ahnte.

War es nicht genau das, was du dir gewünscht hast? Wolltest du die Lotos-Blüte nicht für dich? Erinnere dich, du sagtest zu ihr, vielleicht gibt es ja auch für sie einen Weg wieder lebendig zu werden… du bist am Ziel. Die Vision…erinnere dich… das Baby… deine Familie!
Ich fühlte mich befreit, ruhig… glücklich? Onoko meinte, ich muss vergeben. Das hatte ich…

~*~
Stimmung
Nein, nein, nein! Mein Kopf versank in ihrer Hand, nachdem meine Knie bereits nachgaben. Mir fehlten die Worte für diese Ungerechtigkeit. Meine Hoffnungen und Erwartungen waren hoch gewesen – ich hatte Onokos Worte falsch gedeutet. Die Blüte Tokugawas war nicht Umeko… sie war nicht der Schlüssel, um die Blutlinie am Leben zu erhalten. Sie war…
„Es tut mir leid.“, sprach ich. Sie war völlig verwundert, wofür ich mich denn Entschuldigte… ich hatte das, was mir lieb war verletzt. Im Augenblick, das ich wusste, dass sie verloren war für mich – sie war in Gefahr, meine Gegenwart war ebenso gefährlich für sie, wie der Zorn des Prinzen oder ihres vorigen Meisters. War es klug sie ziehen zu lassen? Eine unglaublich schwere Traurigkeit legte sich über mein Gemüt.
„Ich…möchte, das du weißt,d ass wir uns nicht im Zorn trennen.“
Ich hätte daraus lernen sollen, aus all den Zurückweisungen. Meine Hoffnung war zertrampelt worden… Bitte bleib… Ich konnte nicht auf mein Herz hören, denn es gab widersprüchliche Richtungen an.
„Was willst du?“, fragte ich sie.
„Was ich muss oder was ich will?“, sie wusste worauf ich hinaus wollte.
„Was du willst.“, ich war so betäubt, dass einfach keine Träne den Weg hinaus fand.
„Klingt es komisch, wenn ich sage, dass ich bei dir bleiben will?“
Warum machte es das nur noch schwerer? Warum … nein es gab keine Antwort auf eine Warum-Frage. Aber ich konnte es nicht verstehen… nichts war einfach in dieser Welt der Dunkelheit. Wir waren Krieger des Lichts, die im Schatten kämpften…
Mehr als einen Kuss auf ihre Stirn konnte ich ihr nicht geben, der Abschied war so schon schwer genug, ich versuchte, mich nicht noch mehr an sie zu binden.
„Schreibst du mir?“, ich wollte sie nicht völlig loslassen…
„Ja, ich werde dir eine eMail schreiben.“
Sie fiel wieder in die Tagstarre, als ich ihre Tür schloss. Ihr dumpfer Aufprall zuckte durch mein Herz.

Wortlos kehrte ich zu den Anderen zurück, um den kleinen Transporter mit den Relikten zurück nach Hause zu fahren.

Ich fühlte mich unendlich leer. Es waren Menschen gestorben, weil sie an etwas glaubten. An eine Legende um ihre Familie am Leben zu erhalten… es war alles umsonst.

Sollte er die Kugel mitnehmen, sie hatte ihren Zweck erfüllt… wahrscheinlich ein Fehler, aber bevor ich mir noch andere Wünsche in Erfüllung gehen lasse, die auch wieder nur Illusionen sind…

Du kannst sie doch nicht weggeben! Da steckt noch viel mehr Energie drin, es ist alles deins! Du weißt nicht, was du dir entgehen lässt!

…es war mir egal.

Published inRollenspiel-Storys

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