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Animalisch

4. Tag

Nachdem wir einen ganzen Tag verloren hatten, waren wir die letzten beiden Tage in erhöhtem Tempo weiter gelaufen, immer diesem kleinen Pfad folgend, der in unregelmäßigen Abständen immer wieder nach links oder rechts abbog und so sehr Joseph auch darauf beharrt, ich weiß, das wir nicht immer stetig nach Süden gingen, wir sind vom Weg abgekommen und irren ziellos in den Wäldern im Osten Sibiriens herum. Langsam frage ich mich, ob Joseph noch Herr über sein Handeln ist, gestern hat er weitere Fallen aufgestellt, diesmal in kürzeren Abständen und in viel größerer Anzahl, ich frage mich, ob sein Gepäck nur aus Seilen besteht.

Als ich ihn heute darauf ansprach, murmelte er etwas von bestialischen Kannibalen Wölfen, sie würden ihn holen, schon in seinen Träumen zu ihm reden.

Wenn wir hier jemals raus kommen sollten, muss der arme Kerl dringend zum Psychiater.

Sie sind wieder da, schon in der letzten Nacht hatten sie uns beschattet, sind um unser Lager patrouilliert, aber sie haben uns nicht angegriffen. Joseph hat die ganze Nacht kein Auge zugemacht und ist immer wieder mit einem brennenden Ast als Fackel in das Wolfsrudel hin eingelaufen, darauf hin waren sie geflüchtet, doch nie für lange Zeit. Ich habe so an die neun Stück gezählt, habe sie beobachtet, wie sie um uns herum schlichen, immer in gebührendem Abstand von zwanzig Metern, nur hier und da, sah ich, wie ein Wolfsschatten oder die Silhouette eines Wolfs hinter einem Baum hervor kam. Bei jedem Heulen zuckte ich zusammen und befürchtete, dies war das Signal zum Angriff, aber es kam keiner.

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